Ibell

[724] Ibell, Karl von, nassauischer Regierungspräsident, geb. 29. Okt. 1780 in Wehen, gest. 6. Okt. 1834 in Homburg v. d. H., studierte in Göttingen, trat 1802 in den nassauischen Staatsdienst, betätigte sich 1806–13 bei der Organisation des Herzogtums Nassau und bearbeitete 1814 den Entwurf einer Verfassung, der ersten deutschen konstitutionellen. Nach 1815 begann I. die Neuorganisation des in seinen Grenzen veränderten Staates und huldigte dabei von vornherein liberalen Anschauungen, wenn ihm auch immer reaktionäre Bestrebungen angedichtet wurden. Als solche wurde vor allem das von I. erlassene Verbot der »Deutschen Gesellschaft« zu Wiesbaden (s. Deutsche Gesellschaften) aufgefaßt, und um den angeblichen Verräter der deutschen Freiheit zu bestrafen, wurde bald nach dem Attentat auf Kotzebue 1. Juli 1819 zu Schwalbach ein solches auf I. von dem Apotheker Löning, allerdings erfolglos, verübt. Von dieser Zeit ab erst vertrat die nassauische Regierung die bis dahin bekämpften Metternichschen Repressivmaßregeln; vgl. Karlsbader Beschlüsse. I. nahm längere Zeit Urlaub, wurde 1820 pensioniert, trat in schaumburgische, vorübergehend auch in sachsen-meiningische Dienste und wurde 1828 Regierungspräsident in Hessen-Homburg, als welcher er die Gründung des Zollvereins begünstigte. Vgl. Spielmann, Karl von I. (Wiesb. 1897); Sauer, Das Herzogtum Nassau in den Jahren 1813–1820 (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 724.
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