Isanomālen

[40] Isanomālen (griech.), Linien gleicher Abweichung (Anomalie), in der Meteorologie seit Dove Linien thermischer Abweichung. Berechnet man die Differenz zwischen der Mitteltemperatur eines Ortes und der seines Breitenkreises, so erhält man die thermische Anomalie; die Verbindungslinien aller Orte mit derselben thermischen Anomalie nennt man I. (s. Karte bei Art. »Lufttemperatur«). Sie lassen erkennen, welche Gegenden der Erde wärmer oder kälter sind, als man nach ihrer geographischen Breite erwarten sollte. Im Jahresdurchschnitt ist der größte Teil Mittel- und Nordeuropas zu warm, am meisten (12°) bei den Lofoten, und zwar infolge der vorherrschenden milden Südwestwinde und des Golfstroms. Zu warm ist auch die Westküste von Nordamerika (4°), die Sahara (4°) und kleinere Bezirke. Zu kalt sind Sibirien (8°), die Hudsonbailänder (4°) und die Westküsten von Afrika und Südamerika (4°). Lehrreicher noch sind Monatsisanomalen. Zu warm ist im Januar West-, Mittel- und Nordeuropa (die norwegische Küste um 20°), zu kalt fast ganz Asien (Mittelsibirien um 24°). Im Juli ist Europa wenig übernormal (unter 4°), Asien und Nordamerika beträchtlicher (bis 8°). Nimmt man als Normaltemperatur der Breitenkreise das Mittel aus den Temperaturen der gleichen Breitenkreise der nördlichen und südlichen Halbkugel, berechnet wieder die thermische Anomalie und zieht die I., so nennt man diese nach v. Bezold holosphärische I. zum Unterschiede von erstern, den hemisphärischen I.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 40.
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