Jever

[252] Jever, Stadt im Großherzogtum Oldenburg, Hauptort der gleichnamigen Herrschaft, westlich vom Jadebusen, mit der Nordsee durch einen Kanal verbunden, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Sande-Wittmund und F.-Harle, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Baptistenkapelle, Synagoge, ein merkwürdiges altes Schloß mit hohem Turm, ein altes Rathaus, Denkmäler Bismarcks, Mitscherlichs und des hier gebornen Geschichtschreibers Schlosser, ein großes Krankenhaus (Sophienstift), Gymnasium mit Realklassen, Amtsgericht, Gerberei, Spinnerei, [252] Färberei, bedeutende Bierbrauerei, Mahl- und Sägemühlen, Pferde-, Vieh- und Getreidehandel und (1900) 5486 meist evang. Einwohner. Das Dorf Hooksiel (s. d.) bildet den Seehafen der Stadt. – Die alte Burg J. ist von dem Häuptling Edo Wiemken (gest. 1410) erbaut worden. Das stark bevölkerte Jeverland (Stadt und Amt J. ohne Kniphausen), etwa 330 qkm (6 QM.) groß, fiel nach dem Aussterben der »Häuptlinge« von J. 1575 an Oldenburg (s. d.), 1603 durch Heirat an Anhalt-Zerbst und 1793 als Kunkellehen an Katharina II. von Rußland, eine geborne Prinzessin von Anhalt-Zerbst. Kaiser Alexander I. trat J. 1807 an Holland ab; 1814 ward es zu Oldenburg geschlagen. Die festgebauten Kirchen der auf Wurthen liegenden Dörfer waren früher die einzigen und sehr notwendigen Verteidigungs- und Zufluchtsorte; noch im 16. Jahrh. wurden einzelne Kirchen befestigt und die Kirchhöfe mit Geschützen armiert. Vgl. Hohnholz, Aus Jevers Vergangenheit (Jever 1886); Riemann, Geschichte des Jeverlandes (das. 1896, Bd. 1); Sello, Alt-Oldenburg (Oldenb. 1903; über die Burg J.); Hagena, Jeverland bis zum Jahr 1500 (das. 1902); Jansen, Nordwestdeutsche Studien (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 252-253.
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