Jeux floraux

[252] Jeux floraux (franz., spr. schö florō, »Blumenspiele«), die poetischen Wettstreite, die jährlich zu Toulouse unter dem Vorsitz der Académie des J. f. gefeiert werden. Schon im 14. Jahrh. hat le sich da selbst zur Hebung der gesunkenen Poesie der Troubadoure eine Gesellschaft von sieben Mitgliedern gebildet, die sich an bestimmten Tagen in einem Garten versammelten. Im November 1323 erließen sie einen Ausruf an alle Freunde der »fröhlichen Wissenschaft« (gay saber) zu einem poetischen Wettkampf 1. Mai 1324 in Toulouse, bei dem Arnaud Vidal de Castelnaudari den Preis erhielt. Im folgenden Jahr konstituierte sich sodann das Consistori de la gaya sciensa als Gesellschaft; seine Statuten hießen Liebesgesetze (leys d'amor), die für die besten Gedichte er teilten Preise bestanden in silbernen Blumen. Anfangs durften die Gedichte nur in provenzalischer Sprache verfaßt werden; später (seit 1513) war auch die französische zugelassen, welche die provenzalische bald ganz verdrängte. 1695 wurde die Gesellschaft von Ludwig XIV. unter dem Namen Académie des J. f. neu organisiert. Sie bestand unter einem vom König ernannten Kanzler aus 35 mainteneurs oder Richtern und 20 maîtres. Der erste Preis, ein goldenes Tausendschön (Amarant), 400 Livres an Wert, war für die beste Ode ausgesetzt; die andern drei Preise waren ein Veilchen, eine wilde Rose und eine Ringelblume von Silber. Die silberne Rose war für den besten Aufsatz in Prosa bestimmt, wurde aber 1745 in eine goldene umgewandelt und dabei zugleich bestimmt, daß, wer sie einmal gewonnen, zum maître es J. f. ernannt werden sollte. Jeder durfte sich um den Preis bewerben. 1773 ward das Kanzleramt abgeschafft, das Siegel der Gesellschaft einem beständigen Sekretär und das Präsidium einem alle drei Monate durch das Los gewählten modérateur übergeben. Durch die Revolutionsstürme von 1790–1806 unterbrochen, besteht die Gesellschaft noch jetzt in der alten Weise fort, und alljährlich 3. Mai werden die Preise in öffentlicher und feierlicher Sitzung auf dem Rathaus in Toulouse verteilt. Ein Verzeichnis der preisgekrönten Werke (»Recueil annuel de l'Académie«) erscheint seit 1696, mit nur zweimaliger Unterbrechung (1700–03 und 1790–1806). Eine neue Belebung erhielten die J. f. in den letzten Jahrzehnten durch die poetischen Feste und Wettkämpfe, die der Verein der Félibres (s. d.) in den Städten Südfrankreichs veranstaltet. Vgl. Poitevin-Peitavi, Mémoires pour servir à l'histoire des J. f. (Toulouse 1815); Gatien-Arnoult u. Noulet, »Monumens de la littérature romane« (das. 1841–48, 4 Bde.); Chabaneau, Origine et établissement de l'Académie des J. f. (das. 1885, auch im 10. Bd. der »Hist. gén. de Languedoc« abgedruckt); Duboul, Les deux siècles de l'académie des J. f. (das. 1901, 2 Bde.); Schwan, Die Entstehung der Blumenspiele von ToulousePreußische Jahrbücher«, Bd. 54, 1884). – Nach dem Muster der Toulouser Sängergesellschaft wurde 1393 eine ähnliche in Barcelona eingerichtet, die im 15. Jahrh. einen großen Aufschwung nahm, dann gänzlich einging und erst 1859 wieder erneuert wurde. Über ihre Geschichte handelt Band 7 der »Jochs florals de Barcelona« (1865). Vgl. Denk, Einführung in die Geschichte der altkatalanischen Literatur, S. 241 s. (Münch. 1893). – Die Kölner Blumenspiele, die 1899 durch J. Fastenrath (s. d.) ins Leben gerufen worden sind, werden am ersten Sonntag im Mai gefeiert, indem unter dem Vorsitz einer Festkönigin deutsche Dichtungen in Vers und Prosa mit Preisen (es gibt deren 19) gekrönt werden (vgl. »Jahrbuch der Kölner Blumenspiele«, Köln 1899 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 252.
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