Johann von Leiden

[279] Johann von Leiden (Jan van Leyden), eigentlich Jan Beuckelszoon (Bockelson) oder Beuckels (Bockold), geb. 1509, gest. 22. Jan. 1536, Schneider, später Kaufmann und Schenkwirt in Leiden, wo er sich als Mitglied der Rederijker- (Rhetoriker-) Zunft hervortat, kam als Wanderprophet der Wiedertäufer (s. d.) mit Jan Matthys Anfang 1534 nach Münster und folgte diesem als Prophet. Schön, beredt und schwärmerisch, gewann er das Volk für sich, setzte trotz des Widerstandes der Prediger die Einführung einer neuen Staats- und Sittenordnung durch, errichtete als Vorbereitung für die Herrschaft Christi selbst ein Königreich Zion, kündigte sich als den apokalyptischen König des neuen Israel an, führte die Vielweiberei und Gütergemeinschaft ein, schwelgte in Üppigkeit und königlicher Pracht und regierte mit grausamer Willkür. Sein Scharfrichter Knipperdolling (s. d.) war stets in seiner Begleitung; einer seiner Frauen schlug er selbst das Haupt ab. Er ward nach Eroberung der Stadt (24. Juni 1535) durch den Bischof gefangen genommen und grausam hingerichtet. Vgl. Detmer, J. von Leiden, seine Persönlichkeit und seine Stellung im münsterschen Reiche (Münster 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 279.
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