Joinville [2]

[295] Joinville (spr. schŭängwil'), 1) Stadt im franz. Depart. Obermarne, Arrond. Wassy, in reizender Gegend an der Marne und an der Ostbahn gelegen, hat eine Kirche aus dem 12.–16. Jahrh., ein ehemaliges Lustschloß der Herzoge von Guise, ein von Ludwig Philipp errichtetes Grabdenkmal mit den Gebeinen der Herren von Joinville, eine Statue des Chronisten Jean Sire[295] de J. (s. unten), eine Gewerbekammer, Eisenwerke, Fabrikation von Wirkwaren und (1901) 3757 Einw. J. war ehedem Sitz der Baronie J., die 1551 durch König Heinrich II. zugunsten des Herzogs Franz von Guise in ein Fürstentum umgewandelt wurde. Hiernach führte der dritte Sohn Ludwig Philipps, Franz, den Titel eines »Prinzen von J.« Vgl. Pernot, Notice historique sur le château de J. (Par. 1857). – 2) (J.-le-Pont) Flecken im franz. Depart. Seine, Arrond. Sceaux, an der Marne und der Ostbahn, hat eine militärische Turn- und Fechtschule, eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt (La Faisanderie), Eisenwerke, Schiffbau, Schmuckfedernerzeugung und (1901) 5933 Einw. Der Bogen, welchen die Marne unterhalb J. bildet, wird durch den unterirdisch geführten Kanal von Saint-Maur (s. d.) abgeschnitten. Nördlich von J. befinden sich die Redouten von Gravelle und La Faisanderie der äußern Pariser Befestigungslinie. – 3) Hauptort der Kolonie Dona Francisca (s. d.) im brasil. Staat Santa Catharina, am Rio Cachoeira, hat regelmäßige, breite Straßen, eine protestantische und eine kath. Kirche, 6 Fabriken für Paraguaytee, 5 Zucker- und 7 Tapioka- und Arrowrootmühlen, ferner Ol-, Säge- und Reismühlen und 3000 Einw. J. ist fast ganz deutsch und Sitz eines deutschen Konsuls.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 295-296.
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