Jungferninseln

[370] Jungferninseln (engl. Virgin Islands), Inselgruppe in Westindien, östlich von Puerto Rico, unter 18° nördl. Br. und 65° westl. L., zu den Kleinen Antillen gehörig, besteht aus 8 größern und gegen 100 kleinern Inseln, die, mit Ausnahme von Ste.-Croix, auf einer zusammenhängenden, an Puerto Rico angelehnten Bank liegen, die nur 60 m Wasser über sich hat, aber von großen Tiefen (über 4000 m) umgeben ist. Sie enthalten 694 qkm und etwa 100,000 Einw. Davon gehören den Vereinigten Staaten (bis 1898 Spanien): Vieques, Culebra und einige kleinere, zusammen 170 qkm mit (1899) 6642 Einw.; Dänemark: Ste. – Croix, St. Thomas und St. John, zusammen 359 qkm mit (1901) 86,634 Einw. Unter den acht englischen Inseln (Tortola, Anegada, Virgin Gordon, Jost van Dijk etc.), zusammen 165 qkm mit (1901) 4908 Einw., ist Tortola die bedeutendste. Die J. sind meist felsig, hoch und öde, und nur die größern erzeugen Rum, Zucker, Mais, Kaffee, Baumwolle, Indigo, Tabak. Die Wälder enthalten gute Nutzhölzer; mit Guineagras bestandene Ebenen bieten gute Weiden. Die Küsten sind fischreich, auch hat man Eisen und Gold gefunden. Von zunehmender Wichtigkeit für die Ausfuhr ist die Aloefaser. Das Klima ist gleichmäßig und gesund, doch werden die Inseln nicht selten von furchtbaren Orkanen sowie von Erdbeben heimgesucht. Die J. wurden 1494 von Kolumbus entdeckt und Las Virgines genannt zu Ehren der elftausend Jungfrauen in der katholischen Legende. 1648 siedelten sich holländische Bukanier auf Tortola an, wurden aber 1666 von den Engländern vertrieben. Die dänischen Ansiedelungen stammen aus dem Jahre 1700. Näheres in den Artikeln über die einzelnen Inseln. S. Karte »Westindien«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 370.
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