Kühl

[774] Kühl, Gotthard, Maler, geb. 28. Nov. 1850 in Lübeck, bildete sich anfangs auf der Akademie in Dresden und dann auf der in München unter W. Diez und trat zuerst auf der Kunstausstellung von 1879 mit drei Genrebildern: im Atelier, Mußestunden und Flötenspieler, in die Öffentlichkeit, die sich in ihrer kecken Auffassung und pikanten Malweise an die Art Fortunys anschlossen. Bald darauf siedelte er nach Paris über, wo er sich durch den dortigen Naturalismus beeinflussen ließ, aber auf seinen Studienreisen nach Holland sich auch nach den niederländischen Interieurmalern Pieter de Hooch und Jan van der Meer bildete. In der Art der letztgenannten sind die mit einer Näharbeit beschäftigten Lübecker Waisenkinder (1886), die Segelnäher, die Kartenspieler und Sonntag Nachmittag in Holland (Neue Pinakothek in München) behandelt. Außerdem malte er Landschaften, Architekturstücke und Kirchen- und andre Interieurs. 1888 kehrte er wieder nach München zurück, wo er sich der naturalistischen Richtung zuwandte. In dieser Art sind ausgeführt: Musizierende Chorknaben, traurige Nachrichten (in der Dresdener Galerie), Essigbrauerei, Mädchen Geschirr putzend, Inneres einer Brauerei und Lübeck aus der Vogelschau. Im Frühjahr 1895 wurde er als Leiter des Ateliers für Genremalerei an die Kunstakademie in Dresden berufen, wo er außer Motiven aus Holland und Lübeck (Im Lübecker Waisenhaus [Triptychon, 1896, in der Dresdener Galerie], auf einer Lübecker Diele) solche aus Dresden (Brühlsche Terrasse, Augustusbrücke im Schnee [in der Dresdener Galerie], katholische Kirche, Kreuzkirche) bei verschiedenen Tages- u. Abendstimmungen behandelt hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 774.
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