Katatonīe

[740] Katatonīe (griech., Spannungsirresein), psychische Krankheit, bei der Melancholie, Manie, Verrücktheit, Stupidität, Blödsinn der Reihe nach als Stadien vorkommen können und die außerdem durch das Auftreten gewisser motorischer Krampf- und Hemmungserscheinungen, eben der katatonischen Störungen, gekennzeichnet wird. Psychisch ist die K. charakterisiert durch vorwaltend melancholische Gemütsstimmung, Wahnideen und Halluzinationen, besonders aber durch den Trieb, zu negieren und gegen jede aktive und passive Bewegung zu opponieren, welcher Negationstrieb schließlich in absoluter Schweigsamkeit und Regungslosigkeit mit Nahrungsverweigerung gipfelt. Dazu kommt eine eigenartige Stereotypie und Suggestibilität in Ausdrucksbewegungen und Handlungen. Sicher ist, daß katatonische Symptome bei den verschiedensten Geisteskrankheiten zur Beobachtung kommen, doch ist neuerdings Kräpelin geneigt, die K. als einen der großen Gruppe des Jugendirreseins (Dementia praecox) angehörigen, selbständigen Krankheitsbegriff aufzufassen, der neben den oben geschilderten Symptomen durch den Ausgang in Schwachsinn charakterisiert ist. Vgl. Kahlbaum, Die K. (Berl. 1874); Neisser, Über die K. (Stuttg. 1887); Kräpelin, Psychiatrie (7. Aufl., Leipz. 1903–04, 2 Bde.); Stadelmann, Die K. (Würzb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 740.
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