Kahlbaum

[427] Kahlbaum, Karl Ludwig, Mediziner, geb. 28. Dez. 1828 in Driesen, gest. 15. April 1899 in Görlitz, wurde 1856 zweiter Arzt in der ostpreußischen Provinzal-Irrenanstalt Allenberg bei Wehlau, habilitierte sich später auch als Privatdozent in Königsberg und ging 1867 als dirigierender Arzt und Besitzer der Privatanstalt für Nerven- und Gemütskranke nach Görlitz. K. war einer der bedeutendsten Vertreter der Psychiatrie des 19. Jahrh. Er regte eine Umwertung aller psychiatrischen Werte unter strengerer Betonung des pathologisch-anatomischen Befundes und dementsprechend eine neue kritische Nomenklatur an, förderte die Kenntnis vom jugendlichen Irresein und vom Einfluß der Erziehung auf dasselbe und stellte als besondere Krankheitsform die Hebephrenie auf. Auch gründete er in Görlitz ein Erziehungshaus für Kinder und Jugendliche mit psychischen Abnormitäten. Er arbeitete auch über den Querulantenwahn, über das sogen. zirkuläre Irresein, bei dem durch das ganze Leben Zustände der Erregung mit entgegengesetzten regelmäßig wechseln, über Sinnesdelirien und ihre verschiedenen Formen und schrieb: »Die Gruppierung der psychischen Krankheiten und die Einteilung der Seelenstörungen« (Danzig 1863); »Die Katatonie« (Berl. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 427.
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