Kathēter

[749] Kathēter (griech.), eine Röhre, die zur Einführung in eine Körperhöhle (Nase, den Tränenkanal, die Ohrtrompete, das Nierenbecken etc.) bestimmt ist. Der klassische K. ist für die Einführung in die Blase zur Harnentleerung bestimmt und besteht aus Metall (meist Neusilber) oder aus vulkanisiertem Kautschuk (der beste ist Jaques-Patentgummi) oder aus (doppeltem und demnächst mit Lack überzogenem) Seidengewebe. Das vordere Ende des Katheters heißt der Schnabel, an dem sich zwei Fenster befinden, das Mittelstück heißt der Schaft, das hintere Ende der Pavillon. Man unterscheidet die K. nach der Form des Schnabels in gekröpfte, zylindrische, konische (spitz verlaufende) K.; ferner nach der Krümmung in männliche und weibliche K., gebogene (Coudé-) K., deren Schnabel kurz abgebogen ist (auch nach dem Erfinder Mercierkatheter benannt), Bicoudé-K. mit doppelter Abbiegung des Schnabels etc., endlich unterscheidet man das Kaliber des Katheters nach der Charrièreskala, die seinen Durchmesser in Drittelmillimetern angibt. Das Einführen des Katheters (das Katheterisieren, der Katheterismus) erfordert einige Geschicklichkeit, aber selbst bet aller Vorsicht ist es schmerzhaft. Geht man beim Einführen von starren Kathetern gewaltsam vor, so kann man den K. direkt durch das die Harnröhre umgebende Gewebe treiben und so zur Bildung der sogen. falschen Wege Anlaß geben. Die hauptsächlichste Gefahr bei Anwendung des Katheters ist die, durch Einbringung von Bakterien in die Blase Entzündung derselben hervorzurufen, die sich unter Umständen noch in die Harnleiter und Nierenbecken fortsetzen kann. Es ist daher notwendig, beim Katheterisieren die Regeln der Asepsis streng zu befolgen, indem man nur sterile (eventuell ausgekochte) Instrumente benutzt, die Harnröhrenmündung desinfiziert und ein keimfreies Gleitmittel (Glyzerin, ausgekochtes Öl) anwendet. Hierdurch wird die Gefahr der Infektion äußerst eingeschränkt, immerhin mahnt sie, nur aus triftigen Gründen den K. anzuwenden. Wird eine häufige Anwendung des Katheters, wie sie oft notwendig wird, dem Kranken selbst überlassen, so sollen nur weiche K. zur Verwendung kommen. Geringe Blutungen lassen sich beim Katheterisieren oft nicht vermeiden; Fieber entsteht wohl meist durch nicht ganz exakte Asepsis, jedoch soll auch ein nur nervös reflektorisches Katheterfieber vorkommen. Bei Verletzungen der Harnröhre und bei häufig anzuwendender, aber sehr erschwerter Kathetereinführung läßt man manchmal den K. dauernd (tagelang) in der Harnröhre liegen (Verweilkatheter). Vgl. Gumprecht, Die Technik der speziellen Therapie (3. Aufl., Jena 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 749.
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