Kleinrußland

[124] Kleinrußland, Benennung der vier im südwestlichen Rußland gelegenen Gouvernements Kiew, Poltawa, Tschernigow und später Charkow, die das Zentrum und die ursprüngliche Heimat des süd- oder kleinrussischen Stammes (s. Russen) darstellen. Die drei erstgenannten Gouvernements bildeten, als Oleg seine Hauptstadt von Nowgorod nach Kiew verlegte (Ende des 9. Jahrh.), den Kern des russischen Reiches, das jedoch 1170 in Wladimir (s. d.) eine neue Hauptstadt erhielt. 1237 wurde K. durch die Tataren verwüstet. Im 14. Jahrh. kam es an Litauen. Damals kam der Name K. auf. Mit Litauen fiel K. 1386 an Polen. Die kleinrussischen Kosaken lehnten sich oft auf; nach der Einführung der kirchlichen Union 1596 begann ein ununterbrochener Krieg zwischen den Kosaken und den Polen, der erst 1686 mit der Abtretung der Stadt Kiew an Rußland endigte. 1793 fiel dann auch die polnische Ukraine (auf dem westlichen Ufer des Dnjepr) mit Wolhynien, Podolien und dem jetzigen Gouvernement Kiew an Rußland. 1801 unter Katharina erfolgte die jetzige Teilung Kleinrußlands in die oben genannten Gouvernements.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 124.
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