Knochenentzündung

[182] Knochenentzündung (Ostitis, Osteïtis) ist in ihrer akuten Form teils von der Knochenmarkentzündung (s. d.) nicht zu unterscheiden, teils tritt sie verbunden mit einer akuten Knochenhautentzündung (s. d.) auf. Die chronische K. entsteht infolge von Erkältung, im Laufe des Rheumatismus, im Gefolge der Syphilis, im letztern Falle besonders an den langen Röhrenknochen. Die entzündlichen Prozesse führen zur Ablagerung neuen Knochengewebes, so daß die Markhöhle schwindet und der ganze Knochen sich in eine fast homogene, feste Masse umwandelt (Eburneation,eigentlich: Verelfenbeinerung). In andern Fällen wird das Knochengewebe infolge eines durch den Entzündungsreiz hervorgerufenen physiologischen Prozesses zum Teil resorbiert, der Knochen verdünnt sich (rarefizierende K.), wird leicht und porös. Wird der Zustand dauernd, so entsteht eine wahre Osteoporöse, Porosität des Knochens. Man erkennt die K., die sich oft mit Knochenhautentzündung verbindet, an Verdickung des Knochens, besonders aber an den eigentümlichen, des Nachts sich verstärkenden bohrenden Knochenschmerzen. Die Behandlung richtet sich gegen das Grundleiden und kann, zumal bei syphilitischer Basis, in Heilung, in andern Fällen in Knochenabszeß (s. d.) ausgehen. Vgl. auch Knochenfraß. – Bei jungen Perlmutterdrechslern entsteht K. mit Beteiligung der Knochenhaut (Osteoperiostitis). Es schwellen die Enden der langen Röhrenknochen unter starken Schmerzen und mit starker Knochenhautschwellung an, dann aber verläuft das Leiden subakut, geht nicht in Eiterung über und läßt höchstens eine Knochenhautverdickung zurück. Man führt das Leiden auf das Einatmen feinsten Perlmutterstaubes zurück. Dieser gelangt in die Blutbahn, die kleinsten Teilchen keilen sich in der Gegend der Epiphysenlinie, in der bei noch im Wachstum befindlichen Leuten (daher auch nur junge Leute befallen werden) die Verhältnisse für eine solche Einkeilung besonders günstig liegen, ein und erregen als Fremdkörper eine alsbald auf die Knochenhaut übergreifende K., die nicht in Eiterung übergeht, weil das eitererregende Moment (d. h. Bakterien) fehlt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 182.
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