Kohlhernĭe

[246] Kohlhernĭe (Kohlkropf, Knotensucht), eine in ganz Europa verbreitete, aber auch in Amerika auftretende ansteckende Krankheit, die Kopf-, Blumen-, Braun-, Wirsingkohl, Kohlrabi und alle Kohlrübenarten, den Raps sowie einige andre Kruziferen, wie z. B. Levkojen, befällt und sie oft in hohem Grade schädigt. Die K. äußert sich in unregelmäßigen, meist unförmlichen Wurzelauswüchsen von Perlen- bis Kartoffelgröße, während die Kohlköpfe gar nicht oder nur mangelhaft zur Ausbildung gelangen; zuletzt faulen die Pflanzen unten ganz ab und sitzen nur noch mit dem Wurzelhals im Boden fest. Die K. wird durch einen Schleimpilz, Plasmodiophora Brassicae (s. Tafel »Pflanzenkrankheiten II«, Fig. 3), hervorgerufen, der die Zellen der Nährpflanzen mit einer farblosen, feinkörnigen Substanz, dem Plasmodium, erfüllt. Letzteres verbreitet sich durch die Tüpfel der Wandungen hindurch von einer Zelle zur andern und zerfällt später in zahlreiche winzige Sporen, deren jede bei der Keimung eine bewegliche Myxamöbe erzeugt. Die Zellen der Wirtspflanze werden durch den Pilz ausgesogen, und das Zellgewebe geht bald in Fäulnis über. Als Mittel zur Vernichtung des Pilzes werden empfohlen: das Verbrennen der alten Kohlstrünke nebst deren Wurzeln; sorgfältige Auswahl der zum Auspflanzen bestimmten Keimlinge; gründliche Desinfektion des Bodens mit ungelöschtem Kalk, endlich Beschränkung des Anbaues von Kohlgewächsen auf Felder, die solche seit einer Reihe von Jahren nicht getragen haben. Ähnliche Anschwellungen wie die K. werden an Kohlpflanzen, bisweilen an derselben Pflanze durch einen Rüsselkäfer, den Kohlgallenrüßler (Ceutorhynchus sulcicollis, s. Tafel »Landwirtschaftliche Schädlinge I«, Fig. 4), hervorgebracht; diese bilden gallenartige, große, kugelige Auswüchse an der Stengelbasis oder an der Hauptwurzel in der Nähe des Wurzelhalses und unterscheiden sich von der K. besonders dadurch, daß sie immer weiß und fest bleiben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 246.
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