Kolb, Georg Friedrich

[256] Kolb, Georg Friedrich, Statistiker und Publizist, geb. 14. Sept. 1808 in Speyer, gest. 16. Mai 1884 in München, wurde als Bürgermeister seiner Vaterstadt 1848 in das deutsche Parlament gewählt, war noch Mitglied des Rumpfparlaments und trat 1849 in den bayrischen Landtag. Nachdem er 1849 sein Bürgermeisteramt niedergelegt hatte, gab er die »Neue Speyerer Zeitung« heraus, die 1853 unterdrückt wurde. Von 1853–60 lebte er in Zürich, dann in Frankfurt. 1863 trat er von neuem in den bayrischen Landtag ein, wo er seine föderalistisch-demokratischen Ideen verfocht und der bundesstaatlichen Einigung Deutschlands sich hartnäckig widersetzte, und war 1868–69 auch Mitglied des Zollparlaments. Er schrieb: »Handbuch der vergleichenden Statistik« (Zür. 1857; 8. Aufl., Leipz. 1879); »Statistik der Neuzeit« (Leipz. 1883); »Statistisches Handbüchlein der Völkerzustands- und Staatenkunde« (5. Aufl., das. 1875). Außerdem: »Geschichte der Menschheit und der Kultur« (Pforzh. 1843, 2 Bde.); »Die wichtigsten ältern Staatsprozesse in England« (Leipz. 1861, 2 Bde.); »Die Nachteile des stehenden Heerwesens« (das. 1862); »Kulturgeschichte der Menschheit« (das. 1868–70, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884) und »Abriß der Kulturgeschichte« (das. 1880). Unter dem Pseudonym Broch erschien von ihm: »Italien und die jetzige politische Lage des übrigen Europas« (Zürich 1859) und eine Schrift über Kaspar Hauser (das. 1859); an der darin verfochtenen Prinzentumstheorie hielt er auch in seiner spätern Schrift (»Kaspar Hauser. Ältere und neuere Beiträge«, Regensb. 1883) noch hartnäckig fest.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 256.
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