Kolonialwirtschaftliches Komitee

[291] Kolonialwirtschaftliches Komitee, Vereinigung von etwa 200 Handelskammern, industriellen Körperschaften, wissenschaftlichen Instituten, Missionen, Arbeitervereinen, Einzelmitgliedern u. kolonialen Sachverständigen, mit dem Zweck: durch wirtschaftliche Unternehmungen zur Nutzbarmachung unsrer Kolonien und überseeischen Interessengebiete für die heimische Volkswirtschaft zu wirken. Seine Tätigkeit erstreckt sich auf: Schaffung von national wichtigen Rohstoffen und Produkten; Förderung des Absatzes deutscher Industrieerzeugnisse; Vorarbeiten für deutsche Siedelung; Vorarbeiten für öffentliche Transportmittel. Zur Ergänzung seiner Unternehmungen betreibt das Komitee: wissenschaftlich-wirtschaftliche Erkundungen in fremdländischen, kulturell vorgeschrittenen Kolonien; wissenschaftliche und fabrikatorische Untersuchungen von Rohstoffen und Produkten; Beschaffung und Verteilung von Saatgut und Pflänzlingen; pflanzen-pathologische Untersuchungen an Ort und Stelle in den Kolonien; Stellennachweis in den Kolonien; Gewährung von kolonialen Stipendien und die Herausgabe von Veröffentlichungen: »Der Tropenpflanzer«, mit wissenschaftlichen und praktischen Beiheften (9. Jahrg. 1905, hrsg. von Warburg und Wohltmann); »Die Expeditionen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees«; »Das Kolonial-Handelsadreßbuch« (9. Jahrg. 1905). Von den bisher in den afrikanischen und Südseekolonien erzielten Erfolgen des 1896 durch Karl Supf begründeten Komitees seien genannt: die Einführung und Ausbreitung der Baumwollvolkskultur; die Einführung der Kautschuk-Plantagenkultur und die Entdeckung der wildwachsenden Guttaperchapflanze Palaquium supfianum in Neuguinea; die Einführung neuer Kulturen und Spielarten von Nahrungs- und Genußmitteln und deren maschinelle Erntebereitung; die Feststellung von Nutzholzbeständen und Gerbstoff liefernden Pflanzen; die Einführung einer maschinellen und dadurch erhöhten Ölausbeute der Ölfrüchte; die Schaffung von öffentlichen und privaten Brunnen für Tränkzwecke und Feststellung von Projekten für Stauanlagen und Dammbauten in Deutsch-Südwestafrika; die Konstruktion und Herstellung tropenlandwirtschaftlicher Maschinen und Transportmittel in Deutschland; die Ausführung der technischen und wirtschaftlichen Trassierung der Togo-Innenlandbahn und der wirtschaftlichen Trassierung einer ostafrikanischen Südbahn.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 291.
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