Korfu [2]

[494] Korfu, Hauptstadt der gleichnamigen griech. Insel (s. oben), am mittlern Teile der Ostküste auf einem Vorgebirge (s. Karte und Plan, S. 495) mit zwei 65 und 51 m hohen Kalkfelsen, früher stark befestigt, besitzt einen guten Hafen von 26 m Tiefe, der durch direkte Dampfschiffahrt mit Alexandria, Triest, Konstantinopel, Griechenland, Italien und England in Verbindung steht. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 18,5° (Januar 10,6°, Juli 27,2°). Am 24. Jan. 1893 erreichte sie den bisher noch nie beobachteten Tiefstand von -4° im Minimum und 0° im Tagesmittel. Die jährliche Regenmenge beträgt 1475 mm. Die Straßen sind eng und finster, die Häuser nach venezianischer Weise gebaut. An Kirchen besitzt K. eine griechische (mit den Reliquien des heil. Spiridion) und eine römisch-kath. Kathedrale, zahlreiche griechische Kirchen und Kapellen und 5 kath. Kirchen. K. hat ein königliches Palais, eine nicht mehr verteidigungsfähige Zitadelle, Gymnasium mit Bibliothek, Lehrerseminar, Priesterseminar, Theater, eine gelehrte und andre Gesellschaften. Vortrefflich ist die von den Engländern 1831 erbaute Wasserleitung. Auf der Esplanade steht (seit 1717) ein Denkmal des Grafen v. d. Schulenburg, der 1716 K. gegen die Türken verteidigte, außerdem hat K. eine Statue Kapo d'Istrias' und ein von der Kaiserin Elisabeth errichtetes Denkmal des Kronprinzen Rudolf von Österreich. K. hat mit Vororten (1896) 28,144, als Gemeinde 29,135 Einw. Die Bevölkerung ist im Gegensatz zu dem rein griechischen Landvolk stark mit italienischem und albanesischem Blute gemischt. An Fabriken gibt es in K. nur drei kleine Dampfmühlen, eine Fabrik für Fischund [494] Gemüsekonserven, eine Kerzen- und Siegellackfabrik und je eine für Schirme und Handschuhe. Belebter ist der Handel (Ölausfuhr, Einfuhr sämtlicher Gebrauchsartikel), wie schon daraus hervorgeht, daß dort sämtliche Juden der Insel, ca. 2700, und 88 Proz. sämtlicher Schiffer wohnen. K. ist der Sitz der Oberbehörden, eines griechischen und eines katholischen Erzbischofs sowie eines deutschen Konsuls. Auf der nahen Kuppe von Gasturi steht die im althellenischen Palaststil erbaute Villa der verstorbenen Kaiserin Elisabeth von Österreich (Achilleion genannt), mit einem Heine-Tempel, jetzt im Besitz einer französischen Gesellschaft und in ein Hotel umgewandelt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 494-495.
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