Kramerĭa

[565] Kramerĭa L., Gattung der Leguminosen, niedrige, oft niederliegende, seidenfilzige Halbsträucher oder Kräuter mit wechselständigen, kleinen, einfachen, selten gefingerten und dann dreizähligen Blättern, einzeln achselständigen oder in beblätterten Trauben stehenden Blüten und kugeliger, lederiger, dorniger oder weichstacheliger, einsamiger Frucht. 13 Arten im warmen Amerika bis Chile. K. triandra Ruiz et Par., 30 cm hoher, sparrig verästelter Strauch mit sehr kleinen, sitzenden, zerstreut stehenden, länglichen, stachelspitzigen, ganzrandigen, grau seidenhaarigen Blättern, purpurroten Blüten und brauner Frucht, wächst auf sandigen Abhängen der peruanischen Anden. Die sehr große, holzige und sehr ästige Wurzel wird hauptsächlich in der zwischen 1000 und 2600 m über dem Meer liegenden Region der Anden gesammelt und kommt als Ratanhiawurzel (Radix ratanhiae) in den Handel. Sie ist holzig, außen rotbraun, mit schuppiger Rinde und zimtfarbenem Holz. Die Rinde schmeckt adstringierend und enthält 20 Proz. Ratanhiagerbsäure. Andre Arten der Gattung K. liefern ähnliche Wurzeln, die auch bisweilen nach Europa gelangen, wie namentlich die Wurzel von K. tomentosa St. Hil. in Neugranada, Guayana und Brasilien. In Huanuco und Lima benutzen die Frauen die Ratanhia als Zahnerhaltungsmittel; 1779 stellte Ruiz die Abstammung dieser Wurzel fest und verschaffte ihr seit 1796 Eingang in Spanien, von wo sie nach Frankreich und England und 1818 nach Deutschland kam. Sie gehörte dann längere Zeit zu den beliebtesten adstringierenden Mitteln, dient jetzt aber fast nur noch zu Zahntinkturen, Mundwässern und zum Verfälschen des Weins. Ein Ratanhiaextrakt, in Südamerika dargestellt, kommt in rotbraunen, spröden Stücken in den Handel, löst sich ziemlich vollständig in reinem Wasser, besteht größtenteils aus Ratanhiagerbsäure und enthält außerdem Ratanhin C10H13NO3, das auch (Angelin) im Harz von Ferreirea spectabilis vorkommt. Sabanilla, kolumbische oder Antillenratanhia stammt von K. Ixina var. granatensis Triana in einem Seitental des Amazonas, Pará-, Ceara- oder brasilische Ratanhia von K. argentea Mart. und Texasratanhia von K. secundiflora DC.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 565.
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