Kuhvogel

[780] Kuhvogel (Kuhstar, Molothrus Sws.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Stärlinge (Icteridae) und der Unterfamilie der Schwarzvögel (Quiscalinae), Vögel mit kurzem, konischem, fast geradem, sehr spitzem Schnabel, ziemlich langen, spitzen Flügeln, mittellangem, abgestutztem Schwanz und zierlichen, mittelhohen Füßen mit dünnen Zehen und wenig gebogenen Krallen. Die Kuhvögel leben als Herdenvögel in polyandrischen Gesellschaften, die dreimal soviel Männchen als Weibchen enthalten. Das Weibchen von M. bonariensis Gmel. in Südamerika soll in einem Sommer 60–100 Eier legen. Diese sind sehr hartschalig, nach Farbe und Zeichnung nur bei demselben Weibchen gleich und werden in die Nester andrer Vögel, besonders kleiner Singvögel, gelegt, wobei sich viel Übereinstimmung mit den Gewohnheiten des Kuckucks zeigt. Die Kuhvögel legen aber bisweilen mehrere Eier in dasselbe Nest. Da die Kuhvögel auf dem Rücken des weidenden Viehes leben, um die Schmarotzer abzulesen, so sind sie an die Herden und ihr Wanderleben gebunden. Man hat hieraus die Entstehung des Instinktes, die Brutpflege andern Vögeln zu überlassen, abgeleitet. Einige Arten der Gattung, wie M. badius Vieill. in Argentinien, Paraguay und Bolivia, bauen eigne Nester und brüten selbst. Der gemeine K. (M. pecoris Sws., s. Tafel »Sperlingsvögel III«, Fig. 3), 19 cm lang, 30 cm breit, ist bräunlichschwarz mit rußbraunem Kopf und Hals, dunkelbraunem Auge, Fuß und Schnabel, findet sich weitverbreitet in Nordamerika, in den nördlichen Staaten von März bis Oktober, besonders an Sümpfen, auf Wiesen. Er legt seine verhältnismäßig kleinen, blaß blaugrauen, braun gefleckten und gestrichelten Eier einzeln in fremde Nester.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 780.
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