Lagūnen

[54] Lagūnen (ital. u. span., v. lat. lacuna, »Lache, Vertiefung«), sumpfige Niederungen längs der Küsten, häufig vor der Einmündung von Flüssen ins Meer gelegen, von dem offenen Meer aber durch Deltabildungen, Strandwälle, Sandbarren, Dünen oder durch langgestreckte, schmale, zum Teil kultivierte Inseln (in Italien lidi, an der Ostsee Nehrungen, in Rußland Peressyps) getrennt. Die bekanntesten L. sind jene um Venedig, an der Mündung der Piave, Brenta, des Po, der Etsch und andrer kleinerer Flüßchen; dann die französischen Etangs (s. d.) und die in Deutschland als Haff (s. d.), in Rußland mit dem Namen Liman (s. d.) bezeichneten L. der Ostseeküste. Die L. stehen entweder mit dem offenen Meer, wenigstens zur Zeit der Flut, noch in Verbindung und enthalten alsdann Salzwasser (paludi salsi) oder sind durch einmündende Flüsse ausgesüßt (paludi dolci oder tote L.). Die meisten L. befinden sich in einer fortschreitenden Versandung; sie werden durch Schwemmmaterial, das die Meereswellen oder die einmündenden Flüsse zuführen, allmählich ausgefüllt; dabei entstehen zahlreiche flache Sümpfe und Moräste, die wegen ihrer gesundheitsschädlichen Ausdünstung berüchtigt sind. Für die Schiffahrt werden in den in Verlandung begriffenen L. einzelne tiefere Kanäle künstlich offen gehalten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 54.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: