Laguéronnière

[53] Laguéronnière (spr. -geronjǟr'), Louis Etienne Arthur Dubreuil Hélion, Vicomte de, franz. Diplomat und Publizist, geb. 1816 in Limoges, gest. 23. Dez. 1875 in Paris, war bis 1848 als Journalist für die legitimistische Partei tätig und ward beim Ausbruch der Februarrevolution von dem ihm befreundeten Lamartine zu seinem ersten Sekretär ernannt. L. ward sodann einer der Hauptredakteure der »Presse«, 1851 kurz vor dem Staatsstreich aber Oberredakteur des »Pays«. Seit dem 2. Dez. trat er plötzlich als Verehrer Ludwig Napoleons auf. Im März 1852 ward er Mitglied des Gesetzgebenden Körpers, 1853 des Staatsrats, gehörte seit Errichtung des Kaiserreichs zum permanenten Prüfungsausschuß, der die neuesten Preßerzeugnisse zu begutachten hatte, und verfaßte die offiziellen Artikel im »Constitutionnel« und »Pays« über die Lösung der russisch-türkischen Frage. Im Februar 1859 verkündigte er die in Italien bevorstehende Katastrophe durch die Flugschrift »Napoléon III et l'Italie« voraus. Ebenso regte er durch die offiziöse Broschüre »La France, Rome et l'Italie« im Februar 1861 die Erörterung der Frage über die weltliche Herrschaft des Papstes von neuem an. 1861 wurde er zum Senator ernannt und übernahm 1862 die Leitung des Journals »La France«, das die imperialistischen mit den klerikalen Interessen zu verbinden strebte. 1868 wurde er zum Gesandten in Brüssel, 1870 zum Botschafter in Konstantinopel ernannt, mußte aber 1871 seine Entlassung nehmen. Sein letztes Werk war: »Le droit public et l'Europe moderne« (Par. 1875, 2 Bde.). – Sein älterer Bruder, Graf Alfred de L. (geb. 1810, gest. 1884), war stets ein heftiger Gegner des Bonapartismus; er schrieb: »Les hommes d'État de l'Angleterre an XIX. siècle« (1854) und mehrere Pamphlete: »L'homme de Sedan« (1872), »L'homme de Metz« etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 53.
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