Lemercier

[399] Lemercier (spr. lömerßjé), Népomucène, franz. Dichter, geb. 21. April 1771 in Paris, gest. daselbst 7. Juni 1840, machte sich, nach mehreren vergeblichen Versuchen, 1795 mit der klassischen Tragödie »Agamemnon« einen Namen. In den seinen Zirkeln glänzte er durch Geist und Witz und war ein gern gesehener Gast beim Ersten Konsul, bis sein rücksichtsloser Freimut dies Verhältnis für immer verdarb. Durch Anmut des Stils und Kühnheit der Phantasie zeichnen sich aus: »Quatre métamorphoses« (1799), eine Beschreibung der zynischen Bilder aus dem Museum von Neapel, und »Pinto« (1800), eine Mischung von Tragödie und Komödie, voll Neuerungen in Inhalt und Form, womit er die »Hochzeit des Figaro« übertrumpfen wollte. Das merkwürdigste seiner Gedichte ist die philosophische Satire »La Panhypocrisiade, ou le spectacle infernal du XVI. siècle« (1819, in 16 Gesängen, wozu 1832 vier neue kamen). Seine übrigen zahlreichen Werke fanden wenig Beachtung, mit Ausnahme der Tragödie »Frédégonde et Brunehaut« (1821), die L. den Beinamen »Vater des Romantizismus« eintrug, wogegen er selbst aber immer protestiert hat. Er wurde 1810 Mitglied der Akademie. Vgl. Pongerville, Biographie de L. (Mars. 1859).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 399.
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