Loris-Melikow

[715] Loris-Melikow, Michael Tarielowitsch Tainow, Graf, russ. General, geb. 1. Jan. 1826 in Tiflis, gest. 22. Dez. 1888 in Nizza, Sohn eines armenischen Kaufmanns, trat 1843 in das Gardehusarenregiment von Grodno, ward 1847 Adjutant des Generals Woronzow im Kaukasus, ward nach Eroberung von Kars 1855 Gouverneur des Terekgebietes, 1875 General der Kavallerie und dem Großfürsten Michael attachiert, 1876 Kommandeur des in Armenien aufgestellten Korps, überschritt 24. April 1877 die türkische Grenze und drang bis in die Nähe von Erzerum vor, erlitt aber bei seinem Sturm auf die Stellung Mukhtar Paschas bei Sewin 25. Juni eine Niederlage und mußte die begonnene Belagerung von Kars aufheben; am 15. Okt. errang aber L. den Sieg am Aladjaberg, eroberte 18. Nov. Kars und siegte 4. Dez. bei Deweboyun. Er wurde 29. April 1878 in den Grafenstand erhoben und Anfang 1879 zum Gouverneur des Pestdistrikts an der untern Wolga ernannt. Nach der energischen Unterdrückung der Pest wurde er Generalgouverneur von Charkow, wo er ebensoviel Umsicht wie Festigkeit in der Verfolgung der Nihilisten zeigte. Die sich steigernde nihilistische Gefahr veranlaßte die Ernennung Loris-Melikows zum Chef einer obersten Exekutivkommission (24. Febr. 1880). Ein Attentat auf ihn, bei dem er unverletzt blieb (3. März), steigerte seine Popularität. Im August 1880 wurde er Minister des Innern; er bewog Alexander II. zu dem Plan, eine Art Volksvertretung zu berufen. Die Ermordung des Zaren im März 1881 vereitelte die Verwirklichung. Von Alexander III. wurde L. 16. Mai 1881 entlassen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 715.
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