Lucchesini

[765] Lucchesini (spr. luckesīni), Girolamo, Marchese, preuß. Staatsmann, geb. 7. Mai 1751 aus einer Patrizierfamilie in Lucca, gest. 20. Okt. 1825 in Florenz, wurde 1780 von Friedrich II. zum Kammerherrn ernannt, gehörte zu dessen täglicher Tischgesellschaft und diente auch ihm und Friedrich Wilhelm II. durch mehrere diplomatische Missionen. Unter anderm brachte er im März 1790 in Warschau ein Bündnis zwischen Preußen und Polen zustande, wohnte 1790 den Friedensverhandlungen zu Sistowa als preußischer Bevollmächtigter bei, begleitete 1792 den König auf dem Feldzug in die Champagne und wurde 1793 preußischer Gesandter in Wien. Im März 1797 von Wien zurückberufen, ward er im September 1802 als außerordentlicher Botschafter nach Paris gesandt. Stets eine Verständigung mit Frankreich anstrebend, schloß er im November 1806 in Charlottenburg einen Waffenstillstand mit Napoleon I. und nahm, als diesen der König nicht genehmigte, seine Entlassung. Später wurde er Kammerherr von Napoleons I. Schwester, der Fürstin von Lucca. Unter seinen Schriften ist sein Werk über den Rheinbund: »Sulle cause e gli effetti della confederazione renana etc.« (deutsch von Halem, Leipz. 1821–25, 3 Bde.), zu erwähnen. Seine Gespräche mit Friedrich d. Gr. gab Bischoff in deutscher Übersetzung heraus (Leipz. 1885). – Sein Bruder Cesare L., geb. 2. Juli 1756, gest. 17. Mai 1832 als Staatsrat in Lucca, machte sich durch sprachliche und geschichtliche Schriften bekannt. Seine »Opere« erschienen in 22 Bänden (Lucca 1832–34).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 765.
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