Luftwurzeln

[830] Luftwurzeln (Radices aëreae), Nebenwurzeln, die bei manchen Pflanzen, wie z. B. Arazeen und Orchideen, aus dem Stamm oberhalb der Erde hervorkommen und entweder gar nicht oder erst nach längerm Wachstum in den Boden eindringen. Bei den Wurzelbäumen (Rhizophora) und bei manchen tropischen Feigenbäumen (Ficus) senken sich L. aus den Ästen der Krone in den Boden hinab und helfen gleich Stützen das umfangreiche Laubdach tragen. Bei Pandanus treibt der Stamm aus seinen untern Teilen kräftige L., auf denen er sich frei über den Boden erhebt. Bei manchen Pflanzen, z. B. dem Efeu, versehen L. den Dienst von Haftorganen (Klammerwurzeln). Die auf Baumstämmen wachsenden tropischen Orchideen (s. Epiphyten) umschlingen mit ihren L. die Äste und befestigen sich an deren Rinde. Bei andern Orchideen und Arazeen sind die L. mit einem schwammigen, weißlich erscheinenden Mantel, der Wurzelhülle, versehen und saugen mittels derselben flüssiges Wasser auf und kondensieren auch den Wasserdampf der Atmosphäre. In andern Fällen (z. B. bei Taeniophyllum) übernehmen die L. auch die Rolle von Assimilationsorganen und bilden reichlich Chlorophyll in ihrem Gewebe aus. Vgl. Richter, Physiologisch-anatomische Untersuchungen über L. mit besonderer Berücksichtigung der Wurzelhaube (Stuttg. 1901).[830]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 830-831.
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