Lukmanĭer

[838] Lukmanĭer (ital. Lucomagno, soviel wie »großer Wald«, früher St. Barnabasberg), ein Paß der Graubündner Alpen (1917 m), benutzt die zwischen Pizzo Rondadura und Scopi befindliche Einsenkung und verbindet so das graubündnerische Val Medels mit dem tessinischen Val Blenio (s. Brenno), also Bodensee mit Lago Maggiore. Schon zu Anfang des 8. Jahrh. zogen wiederholt karolingische Fürsten mit Heerhaufen über den Paß, und im Mittelalter war er einer der besuchtesten Alpenübergänge. Bereits 1838 wurde er für eine Alpenbahn in Aussicht genommen; der St. Gotthard und der Simplon haben ihm jedoch den Vorrang abgelaufen. Doch besitzt der L. seit 1877 eine 38,3 km lange Fahrstraße von Disentis (1150 m) nach Olivone (893 m). Von Platta (1380 m) im Val Medels aus über Perdatsch, wo sich der Rhein in eine 30 m tiefe Schlucht stürzt, gelangt man zu den Hospizen St. Gion und St. Gall, wo bereits fast alle Vegetation erstorben ist. Weiter hinauf steht auf der magern Matte Prausak das Hospiz Santa Maria (1842 m), und hier beginnt die eigentliche Bergroute. Auf der Paßhöhe des L. bezeichnet ein Kreuz die Grenze zwischen den Kantonen Graubünden und Tessin. Der Übergang ist ein rauhes Hochplateau. Dann führt der Weg steil zum Zuratal, dem obersten Teil des Camperiotals, hinab, an den Hospizen Casaccia und Campo vorbei nach Olivone und endlich nach Biasca (287 m), wo man das Haupttal und damit die Gotthardbahn erreicht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 838.
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