Lyttelton [2]

[6] Lyttelton (spr. littelt'n), 1) George, Lord, engl. Staatsmann, Geschichtschreiber und Dichter, geb. 17. Jan. 1709, gest. 22. Aug. 1773, trat unter dem Ministerium Walpole in das Unterhaus, wurde 1737 Sekretär des Prinzen von Wales, 1744 Lord der Schatzkammer, 1754 Geheimrat, 1755 Kanzler der Schatzkammer, trat aber noch in demselben Jahre mit dem Ministerium Newcastle ab und wurde 1757 als Lord L. von Frankley zum Peer erhoben. Sein Hauptwerk ist die »History of the life of Henry II.« (Lond. 1764–67, 4 Bde.; 4. Ausg. 1777, 6 Bde.; deutsch von Weigel, Nürnb. 1791). Außerdem veröffentlichte er unter andern: »Dialogues of the dead« (Lond. 1762, 4. vermehrte Aufl. 1765); »Four new dialogues of the dead« (das. 1765) und »Poetical works« (1785), die sich durch Korrektheit und Eleganz auszeichnen. Seine Prosa gilt für klassisch. Seine »Gesammelten Werke« erschienen 1774 (3. Aufl., Lond. 1776, 3 Bde.). Vgl. Phillimore, Memoirs and [6] correspondence of Lord L. (Lond. 1845, 2 Bde.). – Sein Sohn, Thomas, zweiter Lord L., geb. 1744, gest. 27. Nov. 1779, vielleicht durch Selbstmord, war ein Wüstling, dem man mit Unrecht die Autorschaft der »Juniusbriefe« (s. Junius, Briefe des) zugeschrieben hat. Auch die unter seinem Namen erschienenen »Letters of Thomas, Lord L.« (Lond. 1780 bis 1782, 2 Bde.) sind unecht. Vgl. Furst, Life of Thomas, Lord L. (Lond. 1876).

2) George William, Lord, Enkel des vorigen (George L.), geb. 31. März 1817, gest. 19. April 1876, ward 1846 Unterstaatssekretär der Kolonien, gehörte 1861–63 zu der Parlamentskommission, die den Zustand der englischen Volksschulen zu untersuchen hatte, und war 1869–74 Oberkommissar der staatlich unterstützten Schulen. Im Januar 1876 in Geisteskrankheit verfallen, endete er durch Selbstmord. Ihm verdankt die theokratische Musterkolonie Canterbury auf Neuseeland ihr Entstehen, deren Hauptstadt ihm zu Ehren Lyttelton genannt wurde. Er veröffentlichte: »Ephemera« (1864–72,2 Serien), Vorlesungen, Adressen, Übersetzungen etc. enthaltend. Vgl. Gladstone, Briet memorials of Lord L. (1876). – Sein jüngerer Sohn, Alfred L., geb. 1857, wurde 1881 Rechtsanwalt in London, 1895 ins Unterhaus gewählt und 5. Okt. 1903, obwohl er noch kein höheres Staatsamt bekleidet hatte, an Stelle, Jos. Chamberlains als Kolonialminister in das rekonstruierte Kabinett Balfour aufgenommen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 6-7.
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