Weigel

[474] Weigel, 1) Valentin, prot. Theosoph, geb. 1533 zu Naundorf bei Großenhain in Sachsen, gest. 10. Juni 1588 in Zschopau, wo er seit 1567 als Pfarrer wirkte, vertrat in seinen, zum Teil erst lange nach seinem Tode (1611–21) von dem Kantor Weichert, vielleicht durch eigenmächtige Zusätze entstellt, herausgegebenen Schriften eine mit naturphilosophischen Ideen versetzte Bearbeitung der Mystik des Paracelsus und Tauler. Unter seinen Anhängern, den sogen. Weigelianern, wurden am bekanntesten Jes. Stiefel (gest. 1627) und sein Neffe Ezech. Meth (gest. 1640), auch Jak. Böhme (s. d. 1). Vgl. Opel, Valentin W. (Leipz. 1864); Israel, M. Val. Weigels Leben und Schriften (Zschopau 1888).[474]

2) Erhard, Mathematiker und Pädagog, geb. 16. Dez. 1625 in Weida, gest. 21. März 1699 in Jena, wo er seit 1653 Professor war. W. galt zu seiner Zeit als Autorität in Fragen der Mechanik und Technologie. Er war Gegner der herrschenden gelehrt-pedantischen Weise des Unterrichts und forderte zuerst Realschulen. Auch empfahl er Wechsel von Handarbeit, Leibesübungen und geistigem Unterricht. Vgl. Spieß, Erhard W. (Leipz. 1881); Israel, Die pädagogischen Bestrebungen E. Weigels (Zschopau 1884, Programm); Bender, Geschichte des Gelehrtenschulwesens in Deutschland (in Schmids »Geschichte der Erziehung«, 5. Bd., 1. Abt., Stuttg. 1901).

3) Johann August Gottlob, Buchhändler und Kunstkenner, geb. 23. Febr. 1773 in Leipzig, gest. 25. Dez. 1846, wurde 1795 zum Universitätsauktionator in Leipzig ernannt und gründete 1797 daselbst eine antiquarische Buchhandlung, von deren Bedeutung der von ihm herausgegebene »Apparatus litterarius« (Leipz. 1807, neue Aufl. 1834) und der »Index librorum bibliophili Weigelii« (das. 1838, 2 Hefte) Zeugnis geben. Daneben verlegte er eine Menge ausgezeichneter, namentlich philologischer Werke und Klassikerausgaben, deren Herausgeber er zum Teil mit seinen eignen Sammlungen von Kollationen der Handschriften unterstützte. Seine treffliche Sammlung von Gemälden, Originalhandzeichnungen, Kupferstichen, Radierungen und Holzschnitten beschrieb er selbst u. d. T.: »Ährenlese auf dem Felde der Kunst« (Leipz. 1836–45, 3 Bde.). Er hinterließ das Geschäft seinem jüngsten Sohn, Theodor Oswald (geb. 5. Aug. 1812, gest. 2. Juli 1881 in Hosterwitz bei Pillnitz). Dieser veröffentlichte auf Grund der vom Vater ererbten Sammlungen mit Zestermann das durch 145 Tafeln Faksimiles besonders wertvolle Werk »Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift« (Leipz. 1866, 2 Bde.) und das »Autographen-Prachtalbum« (das. 1848–49). Am 1. April 1888 ging die Verlagshandlung T. O. Weigel in den Besitz des Dr. Christian Hermann Tauchvitz in Leipzig über. – Theodor Oswalds älterer Bruder, Rudolf W. (geb. 19. April 1804, gest. 22. Ang. 1867), errichtete 1831 in Leipzig ein eignes Kunstgeschäft, über dessen Bestand er einen wissenschaftlich geordneten »Kunstlagerkatalog« (Leipz. 1834–67, 35 Tle.) herausgab. Auch lieferte er die Literatur zu Rumohrs »Holbein«, Supplemente zu Bartsch' »Peintre-graveur« (Leipz. 1843, Bd. 1), »Die Werke der Maler in ihren Handzeichnungen« (das. 1865) u. a. Nach einer vom Vater überkommenen Sammlung gab er »Holzschnitte berühmter Meister« (Leipz. 1851–57, mit 66 Faksimiles) heraus. Nach seinem Tode ging das Geschäft an Hermann Vogel über. – Theodor Oswalds Sohn, Felix Oswald W. (geb. 1848, gest. 1905), übernahm nach dem Tode des Vaters das Antiquariats- und Auktionsgeschäft, das unter der Firma »Oswald Weigel« von seiner Witwe fortgeführt wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 474-475.
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