Faksimĭle

[284] Faksimĭle (lat., eigentlich: facsimile, »mache ähnlich!«), eine dem Urbild in allen seinen Zügen und Eigentümlichkeiten vollkommen ähnliche Nachbildung, z. B. alter Manuskripte, der Handschrift berühmter Personen (s. die 10 Tafeln »Autographen«), Miniaturen, Handzeichnungen etc. Man bedient sich dazu des Kupferstichs, des Steindrucks und des Holzschnittes (Faksimileschnitt), neuerdings zumeist des Lichtdrucks und andrer photomechanischer Druck- und Ätzverfahren. Das erste größere Beispiel, Faksimiles durch den Buchdruck zu vervielfältigen, ist das englische »Doomsday Book« Wilhelms I., welches das englische Oberhaus 1862 mit der Schrift wichtiger Nationalurkunden nachgebildeten Typen buchstabengetreu herstellen ließ. Seitdem sind Faksimiles von Dokumenten historischen oder wissenschaftlichen Inhalts vielfach gegeben, sei es als selbständige Veröffentlichungen oder als Beigaben in Geschichts- und literarischen Werken. Einige der hauptsächlichsten Erscheinungen sind für die Wiedergabe von Handschriften die »Facsimiles of manuscripts and inscriptions« der Palaeographical Society (Lond. 1873ff.), »Facsimiles of ancient charters in the British Museum« (1873ff.), »Facsimiles of Anglo-Saxon namuscripts« (Southampt. 1878ff.), Sybel u. Sickel, Kaiserurkunden in Abbildungen (Berl. 1880–91), »Codices Graeci et Latini photographice depicti« (Leiden 1897ff.), »Monumenta palaeografica sacra« (Turin 1899); für die Wiedergabe alter und seltener Drucke die »Monuments de la xylographie reproduitsen fac-simile« (Blockbücher, Par. 1882ff.), »Deutsche Drucke älterer Zeit in Nachbildungen« (Berl. 1883ff.), »Seltene Drucke in Nachbildungen« (Leipz. 1893ff.), »Drucke und Holzschnitte des 15. und 16. Jahrhunderts in getreuer Nachbildung« (Straßb. 1899ff.), »Druckschriften des 15.–18. Jahrhunderts in getreuen Nachbildungen« (Berl. 1884–87), »Monumenta Germaniae et Italiae typographica« (das. 1892ff.), »The publications of the Type Facsimile Society« (Oxf. 1900ff.). Vgl. auch Bruno Meyer, Die bildenden und reproduzierenden Künste im 19. Jahrhundert, 1. Teil (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 284.
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