Lichtdruck

[513] Lichtdruck, verschiedene Druckverfahren, bei denen mit Hilfe der Photographie druckbare Platten geschaffen werden. Es gehören hierher die Photolithographie, die Photozinkographie, Heliographie, Heliogravüre, der Leimdruck, Woodburydruck, die Chromophototypie, die Photohyalographie etc.; als L. im engern. Sinn aber gilt der Druck von Glasplatten, bei dem der druckbare Überzug aus einer Chromgelatineschicht besteht. Erfunden wurde dieser L. durch Joseph Albert (s. d., S. 268; Albertotypie), und nach verschiedenen Namenwandlungen (Heliotypie, Chromophototypsie, Photohyalographie, Gelatinedruck etc.) erhielt er den Namen L. (Phototypie, Collotypie, in Amerika Artotypie), an dessen Stelle man jetzt auch Lichtleimdruck gelegentlich gesetzt hat. Der L. beruht auf der Lichtempfindlichkeit der Chromgelatine, die, auf einer mattierten Glastafel oder auch auf dünnen Metallplatten, Porzellan u. dgl. ausgebreitet, unter einem photographischen Negativ dem Licht ausgesetzt, an den vom Lichte getroffenen und dunkler, braun gewordenen Stellen ihre Quellbarkeit in kaltem Wasser verliert, an den unbelichteten sie aber behält. Diese erwerben zugleich die Fähigkeit, jede Fettigkeit, wie sie der Druckfarbe innewohnt, abzustoßen, während die erstern sie willig annehmen. Der L. vermag volle Flächen und Halbtöne getreu wiederzugeben, so daß photographische Naturaufnahmen, Zeichnungen jeder Art, Ölgemälde etc. als Originale dienen können; er eignet sich deshalb vorzugsweise für künstlerische Reproduktionen, läßt aber der geringen Widerstandsfähigkeit der Gelatineplatten halber, die beim Druck gefeuchtet werden müssen, nur Auflagen von höchstens 1500 von einer Platte zu; der Druck erfolgt auf einer der Steindruckpresse nahezu gleichenden Hand- oder einer Schnellpresse.

Das feste Haften der Chromgelatineschicht am Glase wird durch eine aus einer Wasserglaslösung, Eiweiß und Wasser, oder auch nur aus ersterm und Pilsener Bier bestehenden Verbindungsschicht erreicht. Ist dieser Ausguß gut getrocknet, so wird die Platte auf einem Dreifuß nivelliert und die lichtempfindliche Schicht darauf gebracht, die (nach Husnik) aus 50 g Lichtdruckgelatine, 600 g destilliertem Wasser, 10 g doppeltchromsaurem Ammoniak oder Kali und 0,5 g Chromalaun besteht, doch haben sich auch andre Zusammensetzungen bewährt. Die Platten werden in einem staubfreien und alles Licht ausschließenden Trockenkasten auf 38° erwärmt und getrocknet; zwei Stunden genügen in der Regel, um sie gebrauchsfähig zu machen; sie lassen sich ohne Nachteil für ihre Lichtempfindlichkeit 8–10 Tage lang aufbewahren. Das Belichten der Platten erfolgt in einem Kopierrahmen eigner Konstruktion unter einem umgekehrten Negativ, auch setzt man sie nach geschehener Belichtung 3–4 Minuten lang mit der Rückseite zerstreutem Tageslicht aus, um eine vollkommene feste Verbindung der ausgegossenen Schichten mit dem Glase zu erzielen. Sodann wird die löslich gebliebene Gelatine durch Auswässern entfernt, so daß schließlich das kopierte Bild als zartes Relief allein zurückbleibt. Zum Feuchten beim Druck verwendet man eine Mischung von 500 g Glyzerin, 300 g Wasser und 15 g Kochsalz, das man vorher in Wasser aufgelöst hat, oder eine Mischung von 700 ccm Glyzerin, 350 ccm Wasser, 12 g unterschwefligsaurem Natron und 50 g Ätzammoniak. Man übergießt damit die Druckplatte und läßt die Flüssigkeit auf derselben stehen; bei letzterer genügt eine halbe Stunde, erstere erfordert 1–2 Stunden für die Ermöglichung von 60–80 Drucken auf der Handpresse und etwa 200 auf der Schnellpresse. Der L. liefert Mattdrucke und Glanzdrucke; erstere erfolgen direkt auf Karton oder Papier und erlangen namentlich beim Druck auf das von der G. Schäuffelenschen Papierfabrik in Heilbronn erfundene Pyramidenkornpapier ungemeine Weichheit, die sie den Photogravüredrucken nahebringt. Die Glanzdrucke haben fast ganz das Aussehen von [513] Photographien; sie werden auf Papier mit seinem Kreideüberzug hergestellt, müssen auf Karton ausgezogen und schließlich lackiert oder auch nur mit Federweiß (Talkum) abgerieben werden. Soll der L. in Farben ausgeführt werden, so muß man ebenso viele Druckplatten herstellen, als man Grundfarben, die durch Übereinanderdruck noch zahlreiche Töne und Nuancen erzeugen, anwenden will. Die photographische Aufnahme der Platten zu beiden Druckarten kann nur eine orthochromatische, die Farben in ihrem wirklichen Werte wiedergebende sein und wird, wie beim Dreifarbendruck (s. d.), mit Hilfe farbiger Gläser (Lichtfilter) oder auch durch Abdecken der einzelnen Farben ausgeführt. Vgl. Husnik, Das Gesamtgebiet des Lichtdrucks (4. Aufl., Wien 1894); Albert, Der L. an der Hand- und Schnellpresse (Halle 1898) und Die verschiedenen Methoden des Lichtdrucks (das. 1900); Klimsch, Die Praxis der modernen Reproduktionsverfahren (Frankf. a. M. 1898); Allgeyer, Handbuch über das Lichtdruckverfahren (2. Aufl., Leipz. 1896); Schnauß, Der L. und die Photolithographie (7. Aufl., das. 1905); Goebel, Die graphischen Künste der Gegenwart (Stuttg. 1895, neue Folge 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 513-514.
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