Karton

[700] Karton (franz. Carton, spr. -tóng), eine Sorte dickes, steifes Papier (Kartonpapier), das entweder direkt auf der Papiermaschine oder durch Zusammenkleben aus geeigneten Papiersorten mit der Hand oder mittels der Kaschiermaschine (geklebter, kaschierter K.) hergestellt und auf dem Kalander geglättet wird. Glacékarton ist im Gegensatze zum Naturkarton mit Farbe bestrichen und glaciert. – In der Buchbinderei Einband von le ichler Pappe für ein geheftetes Buch (kartonieren); dann auch eine Pappschachtel zur Aufbewahrung leichterer Gegenstände. – In der Malerei versteht man unter K. eine Zeichnung auf starkem Papier, deren man sich als Hilfsmittel und Vorarbeit zur Ausführung eines größern Gemäldes in Fresko, Ol, Teppich- und Gobelinweberei oder auch in Glas und Mosaik von denselben Dimensionen bedient. Bei der Anwendung werden die Kartons gewöhnlich durchgezeichnet oder die Umrisse der Gegenstände mit einer Nadel durchstochen, worauf man mit einem Säckchen voll Kohlenstaub über die Löcher fährt, um die Zeichnung an die Wand zu bringen. Beim Freskomalen pflegte man auch die ausgeschnittenen Figuren an dem nassen Anwurf festzuhalten und darauf mit einem Stift an ihrem Rande hinzufahren, so daß die Umrisse auf dem Kalk vertieft erschienen. Bei den Gobelins werden die Zeichnungen ausgeschnitten und hinter oder unter den Einschlag gelegt, wonach der Weber seine Arbeit einrichtet. Die ältern italienischen Meister legten großen Wert auf sorgfältig ausgeführte Kartons; später arbeitete man mehr nach kleinen Skizzen ins Große. In neuerer Zeit haben Cornelius, Overbeck, Schnorr, Preller, Kaulbach u. a. wieder Kartons angefertigt, und nach ihrem Vorgang hat sie auch die moderne Monumentalmalerei (Geselschap, Janssen, Bleibtreu, E. o. Gebhardt, Prell u. a.) als Vorarbeit und Hilfsmittel aufgenommen. Cornelius zeichnete Kartons auch ohne die Absicht, sie als Hilfsmittel für die Ausführung in einer andern Technik zu benutzen. Neuere Maler (Kaulbach, Liezen-Mayer, G. Max, E. Grützner u. a.) haben auch Kartons zum Zweck photographischer Vervielfältigung gezeichnet. – Auf Landkarten, Stadtplänen etc. nennt man K. einen gewöhnlich in vergrößertem Maßstab auf demselben Blatt besonders dargestellten Teil des Inhalts (Nebenkärtchen, vgl. beispielsweise unsre Karte bei »Kairo«). – K. (Auswechselblatt) heißt endlich in der Buchdruckerei ein neu gedrucktes Blatt eines Buch es, das anstatt eines fehlerhaft gedruckten oder aus einem andern Grunde ausgeschnittenen eingeklebt wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 700.
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