Prell

[276] Prell, Hermann, Maler, geb. 29. April 1854 in Leipzig, bildete sich auf der Kunstakademie in Dresden, besonders bei Th. Grosse, und dann bei Gussow in Berlin und trat zuerst auf der Berliner Kunstausstellung von 1878 mit einem Genrebild: die letzte Jagd, hervor. Nachdem er sodann aus einer Konkurrenz um die Ausmalung des Festsaals im Berliner Architektenhaus als Sieger hervorgegangen, nahm er einen zweijährigen Aufenthalt in Italien, wo er sich besonders dem Studium der Freskotechnik widmete. In dieser führte er 1881–82 in dem genannten Saal einen Zyklus von elf Wandgemälden aus, welche die Hauptepochen der Geschichte der Baukunst symbolisieren. Dazu kam noch 1886 ein in Ölfarben gemaltes allegorisches Deckengemälde: Ars victrix. Vorher hatte er den Auftrag erhalten, den Saal des Rathauses in Worms ebenfalls in Fresko auszumalen. Hier stellte er die Personifikationen der Gerechtigkeit und der Tapferkeit und die Verleihung von Gerechtsamen an die Bürger von Worms durch Kaiser Heinrich IV. dar. Von seinen Staffeleigemälden sind noch zu nennen: Judas Ischariot (in der Dresdener Galerie), die Ruhe auf der Flucht, Leopold von Dessau und die Annaliese, endlich das Bildnis Kaiser Wilhelms II. für das Generalstabsgebäude in Berlin. 1888–91 malte er im Auftrag des preußischen Staates im Rathaus zu Hildesheim einen Zyklus von Wandgemälden aus der Geschichte der Stadt. Die Kartons dazu trugen ihm auf der Berliner Ausstellung von 1893 die große goldene Medaille ein. Während der Arbeit an diesen Wandgemälden wurde er als Professor an die Kunstakademie in Dresden berufen. In den Jahren 1893 und 1894 führte er im Treppenhause des schlesischen Museums zu Breslau zwei dreiteilige Wandgemälde aus, welche die antike und die mittelalterliche Kultur in ihren Grundbedingungen symbolisieren. 1894 erhielt er vom deutschen Kaiser den Auftrag, den Thronsaal im Palazzo Caffarelli (Sitz der deutschen Botschaft) zu Rom mit einem Fries auszumalen, der die Jahreszeiten nach Motiven der nordischen Mythologie darstellt (in Heliogravüre herausgegeben, mit Text von Meißner, Dresd. 1900). Für das Rathaus in Danzig malte er 1895 zwei große Darstellungen aus der Geschichte der Stadt: der Empfang einer Danziger Gesandtschaft durch den Dogen in Venedig und die Verteidigung von Weichselmünde gegen die Polen. 1897 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. In Reproduktionen erschienen noch »Fresken, Skulpturen und Tafelbilder« (mit Text von Galland, Charlottenb. 1904). Vgl. Meißner, Hermann P. (Wien 1898); Rosenberg, Hermann P. (Bielef. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 276.
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