Manuel

[255] Manuel (spr. -nüéll), 1) Pierre Louis, franz. Konventsdeputierter, geb. 1751 in Montargis, gest. 14. Nov. 1793, übernahm nach vollendeten akademischen Studien in Paris eine Hauslehrerstelle, wurde aber wegen eines Pamphlets gegen die höhere Geistlichkeit und die Regierung in die Bastille gesetzt. 1789 zum Mitglied des provisorischen Gemeinderats von Paris erwählt, sammelte er in dieser Stellung aus den Akten der Polizei das Material zu seiner Schrift »La police dévoilée« (Par. 1791, 2 Bde.). Seit Ende 1791 Prokurator der Kommune von Paris, war er bei den Aufständen vom 20. Juni und 10. Aug. 1792 sehr tätig und wurde in Paris zum Mitglied des Konvents erwählt. Er stimmte gegen die Verurteilung des Königs zum Tode, schied, als diese dennoch erfolgte, aus dem Konvent und begab sich nach Montargis, wurde aber bald danach auf Befehl des Konvents verhaftet und als des Royalismus verdächtig in Paris guillotiniert. Noch hat M. die Ausgabe der »Lettres de Mirabeau á Sophie« (Par. 1792, 4 Bde.) besorgt. Vgl. Bonnal, M. et son temps (Par. 1877).

2) Jacques Antoine, Mitglied der franz. Deputiertenkammer, geb. 10. Dez. 1775 in Barcelonnette (Niederalpen), gest. 20. Aug. 1827, widmete sich zuerst dem Kaufmannsstand, trat 1793 in die Armee, nahm aber 1801 als Kapitän seine Entlassung und wurde Advokat, anfangs zu Digne, dann zu Aix, seit 1815 in Paris, nachdem er während der Hundert Tage der Deputiertenkammer angehört und sich durch seinen Patriotismus ausgezeichnet hatte. 1818 in die Kammer gewählt, stand er hier auf der äußersten Linken und bekundete eine ebenso große Sachkenntnis wie Schlagfertigkeit. Eine Anspielung von ihm auf die Hinrichtung Ludwigs XVI. in den Debatten über die spanische Intervention gab der fanatisch royalistischen Majorität einen erwünschten Vorwand, ihn 1823 aus der Kammer auszuschließen, und da er am[255] folgenden Tage seinen Sitz gleichwohl wieder einnahm, ward er durch Gendarmen aus dem Sitzungslokal gebracht. Die ganze Linke folgte ihm nach. M. zog sich hierauf nach Maisons zurück. Sein Leichenbegängnis gab Anlaß zu einer großartigen Volksdemonstration.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 255-256.
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