Mitterwurzer

[926] Mitterwurzer, 1) Anton, Opernsänger (Bariton), geb. 12. April 1818 zu Sterzing in Tirol, gest. 2. April 1876 in Döbling bei Wien, war Neffe und Schüler des Wiener Domkapellmeisters Gänsbacher, trat 1839 in den Verband des Dresdener Hoftheaters ein, dem er bis 1870 angehörte. Er zählte zu den vorzüglichsten dramatischen Sängern Deutschlands; namentlich hat er sich in den Wagnerschen Opern (als Wolfram, Telramund, Hans Sachs etc.) hervorgetan.

2) Friedrich, Schauspieler, Sohn des vorigen, geb. 16. Okt. 1844 in Dresden, gest. 13. Febr. 1897 in Wien, trat 1864 bei einer Schlesien bereisenden Truppe sein erstes Engagement an, spielte dann in Hamburg, Bremen und am Wallner-Theater in Berlin, war 1866–69 in Graz, 1869–71 in Leipzig, 1871–79 am Hofburgtheater, sodann am Stadttheater in Wien engagiert, wurde an diesem nach Laubes Rücktritt Oberregisseur und führte 1884–85 die artistische Direktion des Carl-Theaters daselbst. Seitdem widmete er sich Gastspielreisen, die ihn auch nach Amerika geführt haben. 1894 trat er wieder in den Verband des Wien er Hofburgtheaters ein. Vielseitigkeit und Originalität waren hervorragende Züge im Talent Mitterwurzers, der mit großer Gestaltungskraft und in seiner Ausarbeitung seine Rollen (z. B. Jago, Richard III., Essex, Alba, Franz Moor, Benedikt, Bolz u. dgl.) darbot, in modernen Rollen aber auch vor dem äußersten Realismus nicht zurückschreckte und oft in übertriebene Detailmalerei verfiel. Vgl. Guglia, Friedrich M. (Wien 1896); J. J. David, M. (Berl. 1905). – Seine Gattin Wilhelmine, geborne Rennert, geb. 27. März 1847 zu Freiburg i. Br., bis 1866 am Wallner-Theater in Berlin engagiert, seit 1871 Mitglied des Hofburgtheaters, zeichnete sich anfangs im naiven, später im Soubrettenfach und in komischen Charakterrollen aus.[926]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 1.
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