Montanisten

[89] Montanisten, christliche Sektierer des 2. und 3. Jahrh. von fanatisch asketischer Richtung, haben ihren Namen von dem Phrygier Montanus, der, von zwei schwärmerischen Frauen, Maximilla und Priszilla, begleitet, um 156 als der von Christus im Johannesevangelium verheißene Paraklet auftrat und das Christentum auf die Stufe seiner Vollendung zu führen versprach. Das neue Jerusalem sollte in zwei kleinen phrygischen Dörfern, Pepuza und Thymion, erscheinen und der Vorbereitung auf das nahe Ende das ganze Leben des Christen gewidmet sein. Zu diesem Zwecke galt es, die Bande, die noch irgendwie an die Welt der Gegenwart fesseln, zu lösen, in strengster Askese und mit härtester Bußdisziplin, unter Verwerfung von Kunst und weltlicher Bildung. Die neue Prophetie fand Anhänger nicht nur in Phrygien (daher Kataphryger genannt) und im übrigen Kleinasien, sondern darüber hinaus bis in den Westen, wo Nordafrika die Heimstätte eines von den ekstatischen Erscheinungen der ersten Periode geklärten Montanismus wurde, dessen Hauptvertreter Tertullian (s. d.) war. Vgl. Schwegler, Der Montanismus (Tübing. 1841); Bonwetsch, Die Geschichte des Montanismus (Erlang. 1881); H. G. Voigt, Eine verschollene Urkunde des antimontanistischen Kampfes (Leipz. 1891); Zahn, Die Chronologie des Montanismus (in den »Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons«, Bd. 5, Erlang. u. Leipz. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 89.
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