Nachtgefechte

[364] Nachtgefechte, Kämpfe zur Nachtzeit. Sind die für das Gelingen erforderlichen Vorbedingungen des überraschenden Angriffs erfüllt, so können die N. zu Erfolgen führen; doch setzen sie sichere Lei lung des Angriffs auf Grund vorheriger Orientierung und den mutigen Gebrauch der blanken Waffen voraus, denn die Unmöglichkeit eines gezielten Feuergefechts bei Nacht hebt die große Tragweite und Treffsicherheit[364] der modernen Feuerwaffen gänzlich auf. In Rußland, Frankreich und Japan gehören N. zu den regelmäßigen Truppenübungen (Nachtübungen), welche die Führer in der außerordentlich schwierigen Leitung der Truppen beim Nachtgefecht ausbilden und die letztern an geordnete Bewegungen und Kampfhandlungen während der Nacht gewöhnen sollen. Die Feldartillerie ist von den Nachtgefechten ausgeschlossen, auch die Kavallerie ist nur in unbedecktem und bekanntem Gelände verwendbar, und mithin werden N. hauptsächlich von der Infanterie mit dem Bajonett ausgefochten. Im Festungskrieg, wo die örtlichen Verhältnisse genau bekannt sind, haben N. zu allen Zeiten eine große Rolle gespielt und finden jetzt durch die Anwendung elektrischer Beleuchtung eine wesentliche Unterstützung. Die Angabe des deutschen Exerzierreglements, daß bei der großen Wirkung der modernen Feuerwaffen die Annäherung bei Nacht nötig sei, um bei Tagesanbruch den Angriff unter günstigen Verhältnissen beginnen zu können, findet durch die Ereignisse des russisch-japanischen Krieges vollste Bestätigung, in dem selbst mit Brigaden und Divisionen einheitlich geleitete N. vorkamen. Vgl. Cardinal von Widdern, Das Nachtgefecht im Feld- und Festungskriege (3. Aufl., Berl. 1894); die anonyme Schrift »Über N., ihre Eigentümlichkeit und ihre Bedeutung« (Hannov. 1889); »Die russischen Bestimmungen über Nachtmärsche und N.« (Leipz. 1896); Bujac, Marches et operations de nuit (2. Aufl., Par. 1896); »Kriegsgeschichtliche Einzelschriften« vom Großen Generalstab, Heft 12: Nachtgefecht bei Laon 9. März 1814 (Berl. 1890); Kunz, Kriegsgeschichtliche Beispiele aus dem deutsch-französischen Kriege 1870/71, Heft 1–4: Nachtgefechte (das. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 364-365.
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