Naturselbstdruck

[459] Naturselbstdruck (Physiotypie, Autoplastik), von Auer feil 1851 gepflegte Kunst, von Gegenständen der Natur oder Industrie mittels des Originals selbst Druckformen herzustellen. Man legt den abzuformenden Gegenstand (Blätter, getrocknete Pflanzen, Abdrücke fossiler Pflanzen oder Tiere, Gewebe, polierte und angeätzte Steine etc.) zwischen eine polierte Stahlplatte und eine etwa 2 mm starke Bleitafel und läßt die Platten unter einem Druck von 800–1000 Ztr. zwischen zwei Walzen hindurchgehen. Die Struktur des abgeformten Gegenstandes prägt sich hierbei auf das genaueste in dem Blei ab, von dem man eine galvanoplastische Kopie und von dieser eine zweite vertiefte für den Druck erzeugt. Die damit auf der Kupferdruckpresse angefertigten Abzüge geben den Gegenstand naturgetreu wieder. Man überträgt auch von der Bleiplatte oder von der galvanoplastisch erzeugten Tiefplatte mittels der Kupferdruckpresse einen Abdruck auf eine rein polierte Zinkplatte und ätzt diese so lange, bis der durch das Fett der Farbe geschützte Abdruck erhaben hervortritt. Solche Platten liefern auf der Buchdruckpresse Abdrücke, die denen des Kupferdrucks nahekommen und sich namentlich auch zur photographischen Aufnahme in mäßiger Verkleinerung vortrefflich eignen. Auch ist der Umdruck der Originalplatten auf den lithographischen Stein gelungen, und man hat dadurch das in seiner ursprünglichen Form ziemlich kostspielige und langsame Verfahren mit Vorteil zu verwenden vermocht. Ein dem N. sehr ähnliches Verfahren wurde 1748 von dem Nürnberger Kupferstecher Seligmann zum Druck von Pflanzenbildern geübt, auch haben die Gebr. Weber den N. 1836 zur Abbildung der Wirbelsäule angewendet. Vgl. Auer, Der N. (Wien 1854). Bei dem typographischen N. von Bolhoevener werden die abzuformenden Gegenstände, namentlich Pflanzen, zwischen Glasscheiben gepreßt und photographiert, die Bilder werden auf Zink übertragen und hochgeätzt; der Druck ergibt, namentlich in Farben, ganz günstige Resultate.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 459.
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