Necknamen

[493] Necknamen (Spitznamen). Völker, Städte und Menschen haben seit Urzeiten sich gegenseitig allerlei Neckereien erwiesen, namentlich wenn sie im Streit oder Wettbewerb standen. Gewöhnlich wurden dem Nebenbuhler Dummheit, Blindheit, Feigheit vorgeworfen oder aberwitzige Streiche von ihm erzählt. Die Abderiten und Schildbürger sind weltberühmt geworden, von »Schwabenstreichen« und »blinden Hessen« wird viel erzählt, und noch gegenwärtig hat beinahe jeder Kreis oder Regierungsbezirk sein »Schilda« oder »Buxtehude«. Bemerkenswert ist dabei, daß die Nationen sich gegenseitig die Namen ihrer Lieblingsgerichte beilegten und diese dann die N. auf die lustige Person des Volkstheaters überleiteten. So scheint der Hans Wurst der Deutschen, der Pikelhering der Holländer, Jean Potage der Franzosen, Jack Pudding der Engländer, Maccaroni der Italiener entstanden zu sein. Ebenso alt ist die Sitte, den einzelnen Personen, namentlich den Fürsten und Staatsmännern, N. beizulegen; in Rom wurden die Konsuln und später die Kaiser, wie Valerius Maximus erzählt, vielfach nach Sklaven, Schauspielern oder Personen niedern Stammes benannt, mit denen sie Ähnlichkeiten im Gesicht oder auch nur im Gange darboten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 493.
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