Neidköpfe

[500] Neidköpfe und Neidstangen, an Hausgiebeln und auf Hausdächern angebrachte oder auf Stangen aufgestellte Pferdeköpfe, die den Zweck hatten, böse Einflüsse von einem Haus oder Grundstück abzuwehren.[500] Der Glaube entstammt den ältesten Zeiten, wie manche sächsische Hausurnen mit Pferdeköpfen am Dache, die Pferdeköpfe am Mamilischen Turm in Rom (s. Oktoberpferd), der Pferdekopf auf dem Stadttor von Troja (bei Servius und Dares) und die häufigen Erwähnungen der Neidstangen in den nordischen Sagas beweisen. Die geschnitzten Pferdeköpfe der Bauernhäuser (Abbild. s. Tafel »Tierornamente II«, Fig. 16 u. 18; Tafel »Bauernhaus I«, Fig. 5 u. 6, und 11, Fig. 2, 4, 5) sind Erinnerungen daran. Im Mittelalter setzte man an deren Stelle Menschenköpfe mit herausgestreckter Zunge (Berliner Neidkopf), denen mitunter von der andern Seite ebenso derb erwidert wurde, wie dem Lalenkönig des Brückenturms von Basel, der bei jedem Pendelschlag der Turmuhr die Zunge gegen Kleinbasel ausstreckte, wo man ihm ein Dukatenmännchen gegenüberstellte. Vgl. Petersen, Die Pferdeköpfe auf den Bauernhäusern (Kiel 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 500-501.
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