Nicotĕra [2]

[626] Nicotĕra, Giovanni, Baron, ital. Staatsmann. geb. 9. Sept. 1828 zu San Biase in Kalabrien. gest. 13. Juni 1894 in Vico Equense bei Neapel, studierte die Rechte, schloß sich dem Bunde des Jungen Italien an, beteiligte sich 1848 an dem Aufstand in Ka la brien und trat dann als Offizier in die Armee der römischen Republik. 1849 verwundet, lebte er in Zurückgezogenheit in Turin, bis er sich 1857 einer von Mazzini angestifteten Expedition nach Sapri, welche die bourbonische Regierung in Neapel stürzen sollte, anschloß. Er wurde aber dabei, schwer verwundet, gefangen[626] genommen und zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurteilt, die er zuerst in Neapel, dann auf der Insel Favignana an der Westküste Siziliens verbüßte. Garibaldi befreite ihn 1860 und nahm ihn als Offizier in seine Freischar auf, in der N. 1860 und 1861 sowie 1866 und 1867 diente. Im Parlament gehörte er als Vertreter der Stadt Salerno zu den Führern der Linken. Als diese im März 1876 die Herrschaft der Consorteria gestürzt hatte, ward N. Minister des Innern im Kabinett Depretis. Er schritt gegen die Mafia in Sizilien mit Strenge und Erfolg ein; da er jedoch durch seinen maßlosen Ehrgeiz und seine Rücksichtslosigkeit den Bestand des Ministeriums gefährdete, so ließen ihn seine Kollegen 16. Dez. 1877 im Stich und zwangen ihn, seinen Abschied zu nehmen, worauf der rachsüchtige Süditaliener gegen alle folgenden Ministerien Ränke spann und mehrere zu Falle brachte. Erst im Februar 1891 erhielt er im Ministerium Rudini wiederum das Portefeuille des Innern, mußte aber schon im Mai 1892. als Giolitti ein neues Kabinett bildete, zurücktreten. Vgl. V. Giordano, La vita ed i discorsi di Giovanni N. (Salerno 1878); Mauro, Biografia di G. N. (Rom 1886; deutsch, Leipz. 1886); Mario, In memoria di Giov. N. (Flor. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 626-627.
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