Nuclĕoproteide

[831] Nuclĕoproteide, Verbindungen von Eiweiß und Nucleinsäure, die als Bestandteile des Zellkerns (nucleus) weit verbreitet vorkommen. Die Nucleinsäuren sind stickstoff- und phosphorhaltige organische Säuren von noch unbekannter Konstitution; sie ergeben bei der Spaltung Phosphorsäure, Pyrimidinderivate (Uracil, Thymin, Cytosin), Purinderivate (Nucleïn- oder Alloxurbasen, Xanthinbasen: Adenin, Guanin, Hypoxanthin, Xanthin), Pentosen und Lävulinsäure. Die Nucleinsäuren sind farblose Pulver, in kaltem Wasser wenig, in heißem Wasser leicht löslich, sehr leicht löslich in Alkalien, sie werden durch Mineralsäuren gefällt und im Überschuß gelöst, sie fällen Metallsalze, verhalten sich aber auch wie Basen. Die löslichen Nucleïnsäuresalze bilden Gallerten oder schleimige Lösungen, die Salze der Nucleinsäure mit Eiweiß sind unlöslich. Durch Kochen mit Wasser und Säuren werden die Nucleinsäuren leicht zersetzt, während sie den Alkalien gut widerstehen. Bei der Spaltung der N. wird ein Teil des Eiweißes frei, ein andrer Teil des Eiweißes bleibt mit der Nucleïnsäure verbunden und bildet ein Nucleïn. Bei der Verdauung mit Pepsinsalzsäure verwandelt sich das frei werdende Eiweiß in Albumosen und Peptone, das Nucleïn aber fällt aus. Die Nucleïne sind viel stärker sauer als die N. und auch in überschüssigen Säuren schwer löslich, von Trypsin werden sie leicht gelöst, mit Alkalien geben sie nucleïnsäure Salze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 831.
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