Obstfelder

[888] Obstfelder, Sigbjörn, norweg. Dichter, geb. 21. Nov. 1866 in Stavanger, gest. 29. Juli 1900 in Kopenhagen, studierte seit 1884 Philologie, seit 1888 das Maschinenbaufach und wurde 1890 in Milwaukee angestellt, von wo er bald krank nach Hause kehrte. Später machte er mit Staatsunterstützung größere Reisen durch Europa. Eine Sammlung »Gedichte« (1893) lenkte die Aufmerksamkeit auf ihn als einen der modernen Tonmaler, dem die regelrechten Formbewunderer wenig Gutes nachsagten. Allgemeiner geschätzt wurden seine Prosaschriften: »Zwei Novellen« (1893), die Liebesgeschichte »Das Kreuz« (1896), das Schauspiel »Die roten Tropfen« (1900), endlich sein vollendetstes Werk »Das Tagebuch eines Priesters« (1900). Aus seinem Nachlaß erschienen »Pilgerfahrten« (Stuttg. 1904). O. ist in Norwegen der hauptsächlichste Vertreter des träumerisch-innigen Symbolismus im Stile Maeterlincks. In formeller Hinsicht ist die musikalische Treffsicherheit und die suggestive Kürze seines Stiles vorbildlich geworden. Eigentümlicherweise begann er seine Dichterlaufbahn als Humorist mit dem Studentenstück »Heimskringlam edidit Sigbioernus« (1887), eine witzige Travestie des Sagastils. Vgl. Poppenberg, Nordische Porträts (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 888.
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