Milwaukee

[849] Milwaukee (spr. mill-ūaoki), größte und wichtigste Stadt des nordamerikan. Staates Wisconsin, unter 43°4' nördl. Br. und 87°57' westl. L., am Westufer des Michigansees, an der Mündung des auf 6 m vertieften Milwaukeeflusses, der innerhalb der Stadt den Menomonee und Kinnickinnic aufnimmt, mit Eisenbahnen nach allen Punkten Wisconsins und des vereinsstaatlichen Nordwestens, hatte 1840 erst 1750, aber 1900: 285,315 Einw., worunter 88,991 im Ausland und 53,854 in Deutschland geboren waren. Das deutsche Element macht die größere Hälfte der Bevölkerung aus und ist in der Stadt tonangebend, deutsche Firmen an den Läden überwiegen, und deutsche Vereine (darunter eine Schiller-Goethe-Denkmalsgesellschaft, acht Gesang-, fünf Turn- und sechs Kriegervereine) sind zahlreich. Die 58 qkm bedeckende Stadt liegt teils auf hohem Bluff, teils breitet sie sich über eine Ebene am See aus, hat meist aus gelblichweißen Ziegelsteinen erbaute Häuser (daher Cream city), mit Schattenbäumen eingefaßte Straßen und außerhalb der Geschäftsviertel ein ganz in Grün gehülltes Villenviertel. Die von O. nach W. laufende Grand Avenue ist neben Wisconsin Street und East Water Street die Hauptgeschäftsstraße (vgl. auch Tafel »Hohe Häuser«, Fig. 1). Zu den bemerkenswertesten Gebäuden gehören das Stadthaus, das Bundesgebäude (Federal Building, Zoll-, Post- und Gerichtsgebäude), Handelskammer, St. Paulskirche, das Ausstellungsgebäude mit naturhistorischem Museum, Layton Kunstgalerie, öffentliche Bibliothek mit 150,000 Bänden. Unter den schönen Wohnstraßen sind Mason- und Caßstreet und die dem See nahe Prospect Avenue die reizendsten. Von den Parken sind der Juneau-Park auf einem den Fluß beherrschenden Hügel mit den Standbildern Juneaus, des Begründers der Stadt, und Leif Ericsons und der Schlitzpark mit Theater die schönsten. Die trefflich eingerichteten Schulen wurden 1900 von 55,007 Schülern besucht und meist von weiblichen Lehrern geleitet. Von höhern Lehranstalten bestehen das M.-College für Frauen, das Marquette-College, ein katholisches Priesterseminar, ein deutsches Lehrerseminar etc. Unter den Zeitungen sind mehrere deutsche (»Herold«, »Deutsche Warte« u. a.). Ein katholischer Erzbischof und ein anglikanischer Bischof, auch ein deutscher Konsularagent haben hier ihren Sitz. Von wohltätigen Anstalten bestehen 5 Waisenhäuser, 6 Krankenhäuser, eine Taubstummenanstalt, in dem nahen Wauwatosa ein Irrenhaus und 4,6 km von der Stadt das großartige Soldatenheim für 2400 Invaliden mit schönem Park. Die Industrie förderte 1900 in 3342 Betrieben mit 48,328 Arbeitern für 123,786,449 Doll. Erzeugnisse und ist besonders hervorragend im Maschinenbau und Gießerei (78 Betriebe mit 7647 Arbeitern und 14,495,362 Doll. Produktionswert), Brauerei (9 Betriebe mit 2827 Arbeitern und 13,899,390 Doll., darunter die Riesenbrauereien von Pabst und Schlitz, von denen jede im Jahr 1,6 Mill. hl Bier liefert), Gerberei (11 Betriebe, 2862 Arbeiter, 10,267,835 Doll.), Eisen- und Stahlbereitung (8 Betriebe, 1590 Arbeiter, 7,410,213 Doll.), Müllerei (6,357,983 Doll.), Versandschlächterei (5,980,340 Doll.). In den 20 großen Kornspeichern (elevators) ist Lagerraum für 3 Mill. hl Getreide, das neben Mehl und Holz Haupthandelsartikel ist. In den Hafen von M. liefen 1902: 4779 Dampfer und 752 Segelschiffe ein; der Frachtverkehr des Hafens betrug 1901: 4,037,597 Ton., noch weit bedeutender ist der Bahnverkehr. Durch die Anlage großer Wellenbrecher ist ein trefflicher Hafen geschaffen worden, während auf dem Flusse die größten Binnenschiffe bis an die Warenhäuser gelangen. Die Straßenbahnen haben 74 km Länge. Das steuerpflichtige Eigentum der Stadt betrug 1903: 184,321,691, die städtische Schuld 7,256,750 Doll. Vgl. Conrad, History of M. (Chicago 1896, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 849.
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