Osūna [2]

[244] Osūna, Pedro Tellezy Giron, Herzog von, span. Staatsmann, geb. 1579 in Valladolid, gest. 1624 in Madrid, studierte in Salamanca und kam sodann an Philipps II. Hof, fiel aber bei diesem wegen seiner Sarkasmen in Ungnade und ward nach Saragossa verbannt, entwich aber von da nach Frankreich und kehrte erst nach Philipps II. Tode nach Spanien zurück, wo er sich mit der Tochter des Herzogs von Alcala verheiratete und den Titel eines Herzogs von O. erhielt. Von König Philipp III. abermals verbannt, ging er nach Flandern und machte an der Spitze eines aus eignen Mitteln geworbenen Regiments sechs Feldzüge mit. Durch die Bemühungen des Herzogs von Lerma ward ihm 1607 gestattet, nach Madrid zurückzukehren; er ward Kammerherr, Ritter des Goldenen Vlieses und Geheimrat des Königs. 1610 als Vizekönig nach Sizilien gesandt, stellte er bald die Ruhe daselbst her, brach die Macht der großen Barone, tat viel für Belebung des Ackerbaues und Handels und schlug die seeräuberischen Türken. 1616 ward er als Vizekönig nach Neapel gesandt. Er stellte große Rüstungen an, um Venedig zu überfallen. Indes seine Umtriebe wurden entdeckt, seine Flotte bei Santa-Croce von der venezianischen völlig geschlagen (1618). Von der spanischen Regierung im Stiche gelassen, mußte er sich 1620 nach Spanien einschiffen, wo er unter der Anklage, ein eignes Königtum in Neapel angestrebt zu haben, sein Leben in der Gefangenschaft beschloß. Nach seinem Tode ward er von allen Beschuldigungen freigesprochen. Sein einziger Sohn, Juan Tellezy Giron, starb als Vizekönig von Sizilien 1656 in Palermo. Vgl. L. Ranke, Über die Verschwörung gegen Venedig im J. 1618 (Berl. 1831, dann auch in Bd. 42 der »Sämtlichen Werke«); Fernandez-Duro, El gran duque de O. y su marina (Madr. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 244.
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