Perkussion

[592] Perkussion (lat., »Erschütterung«), im allgemeinen die Entzündung eines Knallpräparats durch schnelle Verdichtung mittels eines Stoßes oder Schlages. – In der Medizin ist die P. oder das Perkutieren, das Beklopfen des menschlichen Körpers, einer der wichtigsten Akte der physikalischen Untersuchung. Meist übt man heute die P. mit den bloßen Fingern aus, indem man den Mittelfinger der linken Hand auf die zu beklopfende Stelle legt und dann mit der Spitze des rechten Mittelfingers gegen den vordern Teil der Rückenfläche des ausgelegten linken Fingers schlägt. Die Instrumente, deren man sich zur P. bedient, sind das Plessimeter und der Perkussionshammer (Wintrichscher Hammer, s. Abbildung). Ersteres, eine Glas- oder Elfenbeinplatte von 2–4 cm Durchmesser, mit etwa 0,5 cm hohem, senkrecht zur Platte stehendem Rand (um das Instrument bequem fassen zu können), wird flach auf die zu beklopfende Stelle gelegt, worauf man mit dem Finger oder mit dem [592] Perkussionshammer auf das Plessimeter schlägt. Der Hammer an einen langen, platten Griff mit einem eisernen Arm, der am freien Ende eine Gummikuppe trägt. Beim Beklopfen eines Körperteils läßt sich an der Art des erzeugten Schalles erkennen, ob der perkutierte Teil Luft enthält oder nicht. Im letztern Fall gibt die P. keinen weitern Aufschluß über den sei es festen, sei es flüssigen Inhalt des beklopften Teiles.

1 Perkussionshammer. 2. Plessimeter.
1 Perkussionshammer. 2. Plessimeter.

Da aber die festen, luftleeren Organe der Brust- und Bauchhöhle meist zwischen lufthaltigen liegen, so läßt sich durch die P. die Lage u. Größe der erstern und also auch der letztern mit ziemlicher Genauigkeit erforschen. Es ergeben sich Unterschiede des Perkussionsschalles hinsichtlich seiner Völle, seiner Helligkeit, seines Klanges und seiner Höhe. Die Spannung der Wand, die sich rings um die perkutierte Luft befindet, bedingt den tympanitischen Schall (klangvoll, nachtönend, bei schlaffer Wand um die perkutierte Luft) und den nicht tympanitischen Schall (nicht nachtönend, bei gespannter Wand). Außerdem unterscheidet man noch einen metallischen Schall und das Geräusch des gesprungenen Topfes. Die P. wurde 1761 von Auenbrugger erfunden; sie fand zunächst in Frankreich durch Rozière de la Chassagne, Corvisart und Laënnec Anwendung und erhielt dann durch Skoda ihre theoretische Begründung. Vgl. Skoda, Abhandlungen über P. und Auskultation (6. Aufl., Wien 1864); Niemeyer, Handbuch der P. und Auskultation (Erlangen 1868–71, 2 Bde.); Gerhardt, Lehrbuch der Auskultation und P. (6. Aufl., Tübing. 1900); Weil, Handbuch und Atlas der topographischen P. (2. Aufl., Leipz. 1880); Vierordt, Kurzer Abriß der P. und Auskultation (8. Aufl., Tübing. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 592-593.
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