Pilātus [2]

[875] Pilātus, Pontius, röm. Prokuratur von Judäa zur Zeit Jesu, den er gegen bessere Überzeugung dem Haß der Priester und Pharisäer opferte. Er bekleidete sein Amt zehn Jahre lang (27–37), erregte aber durch sein willkürliches, gewaltsames Verfahren mehrmals Unruhen in Jerusalem und ward deshalb von dem Präses von Syrien, Vitellius, nach Rom geschickt, um vor dem Kaiser Tiberius Rechenschaft abzulegen Über sein Ende ist nichts bekannt. Die christliche Legende spricht von Selbstmord, später auch von Hinrichtung unter Nero. Sein Leichnam findet nirgends Ruhe. In der mittelalterlichen Legende verschmilzt die Pilatusfigur mit der eines Bergunholdes, der von einem Bergsee aus Unheil über die Landschaft bringt (Mont Pilate bei Vienne, Pilatus bei Luzern). Seine Frau, mit dem legendären Namen Procla (Claudia Procula), wird in der griechischen Kirche am 27. Okt. als Heilige verehrt. S. auch Acta Pilati. Vgl. v. Dobschütz in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche«, Bd. 15 (Leipz. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 875.
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