Polypen [2]

[129] Polypen, Geschwülste, die mit einem Polypen Ähnlichkeit haben, weil sie auf einer freien Oberfläche gestielt aufsitzen. Schleimpolypen sind rund oder länglichrund, meist schleimig, weich und gewöhnlich sehr blutreich. Die Geschwulst besteht aus Bindegewebe mit Gefäßen und Drüsen; Nerven sind nur in einzelnen P. nachgewiesen worden. Oft kommen in diesen P. kleine Cysten vor, die sich so stark vermehren können, daß der Polyp zu einem sogen. Cysten- oder Blasenpolypen wird. Schleimpolypen treten auf fast allen Schleimhäuten auf, am häufigsten in der Nasenhöhle, im Schlundkopf und im Mastdarm. Sie sind bald vollständig symptomlos, wie z. B. kleinere P. des Magens, in andern Fällen führen sie dauernde oder vorübergehende Verengerung oder selbst Verstopfung des Kanals (z. B. bei Nasenpolypen) herbei. P. im Kehlkopf erzeugen Stimmlosigkeit, beeinträchtigen später auch die Atmung und können Erstickung herbeiführen. P. des Mastdarms, namentlich bei kleinen Kindern häufig, bedingen mehr oder weniger beträchtliche Blutungen beim Stuhlgang, ebenso die seltenern P. der Harnblase Blutverlust beim Urinieren. Fast alle P. entstehen durch eine durch chronischen Katarrh der Schleimhaut, auf der sie sitzen, hervorgerufene Wucherung; ihrerseits tragen sie wieder zur Fortdauer des Katarrhs bei. Nach Entfernung der P. verschwindet der Katarrh meist sehr rasch. Fibröse P. (Faserpolypen) sind rundliche Geschwülste aus festem Bindegewebe mit spärlichen Gefäßen und manchmal mit glatten Muskelfasern, die sich unter einer Schleimhaut entwickeln. Letztere wird anfangs nur hervorgebaucht und allmählich durch den Druck der wachsenden Geschwulst mehr und mehr verdünnt. Schließlich überzieht die Schleimhaut nur als ganz dünne Membran die Fasergeschwulst, die, mehr oder weniger gestielt, frei auf der Oberfläche der Schleimhaut zum Vorschein kommt. Solche fibröse P. finden sich vorzugsweise in der Gebärmutter, in der Nasen-Rachenhöhle, seltener im Darm etc. Die P. der Rachenhöhle sind hin und wieder sarkomatöse Geschwülste und erfordern noch dringender als die andern P. die Entfernung auf operativem Weg. Über Hautpolypen s. Mollusken. Man entfernt die P. durch Abschneiden oder, um die dabei entstehende Blutung zu vermeiden, durch Abquetschen mit der Drahtschlinge mit nachfolgender Kauterisation, durch Abbrennen mit der glühenden Schlinge oder durch Abbinden. Ganz kleine P. kann man mit dem Höllensteinstift wegätzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 129.
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