Pouyer-Quertier

[245] Pouyer-Quertier (spr. pujē-kertjë), Augustin Thomas, franz. Staatsmann, geb. 3. Sept. 1820 in Etoutteville-en-Caux (Niederseine), gest. 2. April 1891, gründete große Baumwollwarenfabriken in Rouen und Umgegend und erlangte durch seine erfolgreiche industrielle Tätigkeit und seinen Reichtum in seinem Departement bedeutenden Einfluß und angesehene Ämter. 1857 als Regierungskandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, unterstützte er das zweite Kaiserreich in allen Fragen, mit Ausnahme der Handelspolitik, in der er die freihändlerischen Bestrebungen Napoleons III. und die Begünstigung der großen Eisenbahngesellschaften mit Entschiedenheit bekämpfte. Am 8. Febr. 1871 trat er als Abgeordneter seines Departements in die Nationalversammlung, wo er dem rechten Zentrum angehörte, und ward 28. Febr. von Thiers, der die schutzzöllnerischen Ansichten Pouyer-Quertiers teilte, zur Leitung des Finanzministeriums berufen. Er führte beim Friedensschluß mit Deutschland mit großem Geschick die finanziellen Verhandlungen über die Art der Kriegskostenzahlungen, wie er auch die erste Anleihe von 21/2 Milliarden glücklich bewerkstelligte. Da er als Zeuge im Prozeß gegen den bonapartistischen Präfekten Janvier de la Motte dessen Betrügereien in Schutz nahm, mußte er 3. März 1872 seine Entlassung als Finanzminister nehmen. Seit 1876 war er Mitglied des Senats.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 245.
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