Rhenānus

[871] Rhenānus, Beatus (eigentlich Bild von Rheinau im Elsaß, dem Heimatsdorf seines Vaters), Humanist, geb. 1485 in Schlettstadt, gest. 20. Juli 1547 in Straßburg auf einer Badereise, besuchte die treffliche Lateinschule in Schlettstadt, studierte seit 1503 in Paris, lebte seit 1507 in Schlettstadt und Straßburg, zahlreiche Drucke besorgend, siedelte 1511 nach Basel über, wo er für die Offizinen Amorbachs und Frobens wirkte und bald mit Erasmus in innige Freundschaft trat, kehrte 1526, wahrscheinlich wegen der religiösen Wirren in Basel, ganz nach Schlettstadt zurück und führte hier ein gelehrtes Stilleben. Der Reformation gegenüber erwies er sich immer zurückhaltender; doch waren die Reinheit seines Charakters und seine Liebenswürdigkeit allgemein anerkannt. Als Philolog sucht er nicht bloß neue handschriftliche Hilfsmittel auf, sondern ist auch Meister der Konjektur. Von seinen Werken nennen wir die Ausgaben von »Plinii epistolae« (Straßb. 1514), »Senecae de morte Claudii« (Basel 1515), des Curtius (Straßb. 1518), Tacitus (Basel 1519; »Annalen« besonders, das. 1533), der lateinischen Panegyriker (das. 1520), des Vellejus Paterculus (das. 1522, erste Veröffentlichung dieses von R. entdeckten Schriftstellers), des Livius (mit Gelenius, das. 1535) und aus der kirchlichen Literatur die des Gregor von Nyssa (Straßb. 1512), Prudentius (Schlettst. 1520), Tertullian (Basel 1521, 3. Ausg. 1539), der »Auctores historiae ecclesiasticae« (das. 1523), des Origenes (das. 1536) sowie die »Emendationes in C. Plinium« (das. 1526). Sonst heben wir hervor die »Vita Geileri« (Straßb. 1510) und die »Rerum germanicarum libri III« (das. 1531), durch die er sich als der bedeutendste Geschichtsforscher seiner Zeit bewährt. Der »Briefwechsel des Beatus R.« wurde von Horawitz und Hartfelder herausgegeben (Leipz. 1886). Vgl. Horawitz, Beatus R. (Wien 1872), Des Beatus R. literarische Tätigkeit (das. 1872, 2 Tle.) und Die Bibliothek und Korrespondenz des Beatus R. (das. 1874); Knod, Aus der Bibliothek des Beatus R. (Leipz. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 871.
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