Rojas

[63] Rojas (spr. rōchas), 1) Fernando de, span. Dichter, von dem nichts weiter bekannt ist, als daß er, aus Montalvan gebürtig, am Ende des 15. Jahrh. lebte und in Salamanca die Rechte studiert hatte, ist angeblich Verfasser des berühmten dramatischen Prosaromans »Celestina« (s. d.) in 21 Akten, welcher der bedeutendste Beitrag zur Gründung des nationalen Schauspiels ist, den das 15. Jahrh. geliefert hat, und eines der Meisterwerke der gesamten spanischen Literatur. Der Verfasser selbst schreibt den ersten Akt einem andern Dichter, dem Rodrigo de Cota (s. d.) oder Juan de Mena (s. d.), zu und erklärt sich nur für den Fortsetzer. Die neuere Kritik hält das für Erfindung und R. für den Verfasser des Ganzen.

2) Agustinde R.-Villandrando, span. Schauspieler und Schriftsteller, geb. um 1577 in Madrid, nahm in seiner Jugend Kriegsdienste und verweilte sechs Jahre unter den Truppen Philipps II. in Frankreich. Nach seiner Rückkehr wurde er Schauspieler und[63] verfaßte eine Beschreibung seiner Erlebnisse und Erfahrungen: »Viage entretenido« (Madr. 1603, 1604 u. ö., doch von der Inquisition gereinigt, neuerdings in guter Ausgabe von Cañete, 1901), mit gegen 40 eingeflochtenen »Loas« aus seiner Feder sowie zahlreichen Notizen über das damalige Theaterwesen, die das Buch zu einer Hauptquelle für die Geschichte der dramatischen Kunst in Spanien machen. Ein andres Werk von ihm ist »El buen republico« (Salamanca 1611).

3) Francisco de R.-Zorrilla, dramatischer Dichter Spaniens, geb. 4. Okt. 1607 in Toledo, war Ritter des Ordens von Santiago und lebte meist in Madrid. Sein Todesjahr ist unbekannt. In seinen Dramen ist R. sehr ungleich; neben mehreren vortrefflichen findet sich eine Anzahl ganz mittelmäßiger und geradezu absurder. Sein »Del rey abajo ninguno«, auch »Garcia del Castañar« betitelt, gehört zu den schönsten und zugleich populärsten Stücken der spanischen Nationalbühne (deutsch in Rapps »Spanischem Theater«, Bd. 7, Hildburgh. 1871). Nächst diesem sind besonders zu erwähnen: »Donde no hay agravios, no hay zelos«, »Lo que son mujeres«, »Abre el ojo« und das äußerst wirkungsvolle Lustspiel »Entre bobos anda el juego«. In einem seiner Stücke hat er die Geschichte von Romeo und Julie u. d. T.: »Los bandos de Verona« behandelt. Ein Teil seiner dramatischen Werke erschien Madrid 1640–45, 2 Bde., und 1680, 2 Bde. Andre sind einzeln gedruckt oder in Sammlungen zerstreut. Eine Auswahl der besten (27) besorgte Mesonero Romanos als Bd. 54 der »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1861); eine neuere erschien Barcelona 1885.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 63-64.
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